Bei mir im Zimmer lebt jetzt eine Kakerlaken-Familie.
Ja, ich weiß, viele von euch denken jetzt bestimmt "ooooooh, wie süüüüß"! Aber nein, diese Familie ist ganz und gar nicht süß! Die einzelnen Mitglieder sind dicker und größer als die Familien bei "Mitten im Leben" und von der Anzahl her übersteigen sie diese auch um Längen!
Ich bin ja echt nicht (mehr) so pingelich. Vereinzelte Kakerlaken, auch jene die größer sind als mein Daumen, okay. Ameisenstraßen quer durch mein Zimmer, okay. Sogar Spinnen und Spinnennetze sind mittlerweile okay und mit den Mücken bin ich sowieso schon richtig dicke geworden.
Aber mit einer ganzen Familie in einem Zimmer leben? Ayo, das ist zu viel.
Meine Amma hat mir heute Morgen ein Pulver gegeben, welches die Kakerlaken töten soll. In zwei Stunden bin ich Zuhause, mal sehen, ob es funktioniert hat.
Müde stolpere ich die dunklen engen Treppen zu meinem Zimmer herauf, das Licht dort wurde noch immer nicht repariert und das wird es wahrscheinlich in den Monaten bis zu meiner Abreise auch nicht. Aber was solls, ich kenne die Anzahl der beiden Treppenabsätze genau und sobald ich im Zimmer bin, kenne ich die Anzahl der Schritte und auch die Richtung in die ich gehen muss, um den Lichtschalter zu erreichen, genauso wie ich weiß, wo und wie weit ich mich über das Bett lehnen muss um den Schalter beim ersten Schlag gegen die Wand zu treffen.
Das Licht flackert einige Male, bis es schließlich gänzlich aufleuchtet. Ich drehe mich mit dem Gesicht gen Zimmer und da sehe ich sie: die Kakerlake! Die riesige Kakerlake, die ich bereits vor Wochen töten wollte, doch sie war mir jedes mal entwischt.
Ich schleiche mich an ihr vorbei zum Waschbecken, um die große Box zu holen, die direkt daneben steht. Ich greife danach. Die Kakerlake wittert, dass etwas nicht stimmt, bewegt sich aber nicht. Auf Zehenspitzen komme ich näher und näher, die Box über meinem Kopf hoch erhoben, bereit zu töten...
BUUUUM!!!
Die box schnellt nieder auf die Kakerlake, die gerade los laufen wollte und sie ist augenblicklich tot, das kann ich an dem gesunden "Knack"-Geräusch hören und an der Matche, die aus dem toten Insekt hervortritt. Endlich! Wer hat jetzt wen besiegt, heh?!
Glücklich putze ich den Boden der Box sauber, werfe die Kakerlake in eine Plasiktüte gewickelt in meine kleine Mülltüte und putze mir die Zähne bevor ich mich ins Bett lege. Sehr bald war ich eingeschlafen.
Mitten in der Nacht wache ich plötzlich auf. Ein Rascheln. Kommt es von draußen? Ich höre genauer hin. Nein. Jemand ist in meinem Zimmer. Oder etwas.
Ich schalte das Licht an und warte, bis das gewohnte Flackern aufhört.
Ein Deja-vu: in der Mitte meines Zimmers sitzt eine riesige Kakerlake. Von Müdigkeit getränkt überlege ich kurz, sie einfach in Frieden bei mir leben zu lassen, bis ich bemerke, dass das Rascheln ja nicht von ihr kommen kann, da sie ja nur still in der Mitte des Raumes sitzt. Es kommt von meinem Schrank. Wütend steige ich unter mienem Mückennetz heraus aus dem Bett, töte kurz die Kakerlake und öffne meine Schranktür.
Zwischen meinen Schuhen und Taschen sitzen vier ebenso große Kakerlaken und bleiben wie angewurzelt stehen, als hätte ich sie gerade bei einer Straftat erwischt. Ich starre sie an, sie scheinen zurück zu starren. Von dem vorherigen Mord bereits Blut geleckt bricht mein Blutrausch nun vollends aus. Ich nehme einen meiner Schuhe aus dem Schrank und schlage drauf los. Die Kakerlaken rennen um ihr leben und verstecken sich in den dunklen Ecken des Schranks, wo ich sie mit einer Ladung Ameisen-Spray wieder hervorjage. Eins! Zwei! Drei! Vier! Es dauert nicht lange.
Müde sammele ich die vier Leichname mit einer Tüte auf und werfe sie weg in den Müll. Die Jagd ist beendet, zumindest für heute Nacht.
Ich lasse mich in mein Bett fallen, stopfe das Mückennetz zurück unter die Matratze, schalte das Licht aus und schlafe augenblicklich ein.
Lustigerweise scheinen mich Tiere hier wirklich zu mögen.
Dieses Wochenende erst habe ich mir Freitag ein Hotel genommen, um nicht um 20 Uhr schon wieder zu Hause sein zu müssen, denn ich wollte noch mit ein paar Freunden etwas trinken gehen.
Ich fand ein Hotelzimmer für 200Rs., was circa 2,50 Euro ist. Es war ein großes Einzelzimmer mit Doppelbett und Einzelbett nebeneinander, etwas Schimmel an der Wand und Plumpsklo - was will man mehr? Ich nahm es an.
Ich schlief zwar nicht gut, doch am nächsten Tag hatte ich das entspannteste Frühstück in dem Freiwilligen-Stamm-Restaurant "Roof top" mit Kaffee, Veg-Toast und noch nicht zu heißer Sonne und schrieb meinen Halbjahresbericht für ICJA. Dann traf ich die anderen.
Nach und nach fing mein Körper an zu jucken und abends waren überall an meinem Körper kleine Rote Stiche zu sehen. Hunderte! Das, was ihr euch gerade vorstellt, ich meine die Anzahl der Stiche, verdoppelt ihr nochmal, dann kommt es ungefair hin, und in diesem Fall übertreibe ich echt nicht! Das waren keine Mückenstiche, bzw nicht nur. In der Nacht mussten hunderte von kleinen Bettwanzen auf mir herum gekrabbelt sein und mich gebissen oder gestochen haben. Bettwanzen oder ähnliches.
Wie auch immer, ich habe mich bis zum jetzigen Zeitpunkt vier mal gründlich gewaschen, und das garantiert gründlicher als ich es in den letzten paar Jahren getan habe und auch meine Kleidung werde ich für mindestens vier Tage draußen in der Sonne hängen lassen, nachdem ich auch diese so gut geschrubbt habe wie noch nie.
Ein paar Stiche sind noch da, aber sie sind schon fast alle weg. Anscheinend bin ich die Wanzen alle los. Ich fühle mich jedoch in letzter Zet wie ein Zoo: mein Körper, mein Zimmer... alles ein Heim für Tiere! Ach ja, seit vorgestern lebt auch noch ein kleiner Salamander bei mir habe ich gesehen, ist das nicht süß??
Ich denke, jetzt kann mich auf jeden Fall nichts mehr so schnell schocken, außer es bricht noch eine Spinnen-Epidemie in meinem kleinen Badezimmer aus, dann ist aber Schluss mit lustig!
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