Sonntag, 27. Juli 2014

Abschlussbericht



Seit August letzten Jahres bin ich nun in Indien.
Nachdem ich jetzt ein halbes Jahr in Sneha Kiran – Spastic Society gearbeitet habe, kann ich die Arbeit dort heute besser beschreiben als in dem Halbjahresbericht. Am besten fange ich also noch einmal mit einer kleinen Übersicht über meine Tätigkeiten dort an.
Montags bis Freitags, von 10 – 15 Uhr, verbrachte ich meine Zeit in der Schule. Normalerweise musste ich einer Lehrerin folgen und ihr in den Unterrichtsstunden helfen, sodass ich einen halbwegs geregelten Arbeitstag hatte mit eigenen Klassen. Meine Hauptaufgabe war es, die Lehrerin zu unterstützen, mit ihr die Kinder in kleinen Gruppen jeweils zu unterrichten und entsprechend der Behinderung zu fördern soweit es möglich war. In jeder Klasse waren durchschnittlich fünf bis acht Kinder, sodass Einzelunterrichte teilweise möglich waren. Wenn ein paar Kinder intensiveren Einzelunterricht brauchten, wurde den restlichen Kindern zunächst einmal eine Aufgabe gegeben, die ihre motorischen Fähigkeiten verbessern sollten. Sobald die eine Hälfte der Klasse dann mit dem für den Tag vorgesehenen Unterrichtsstoff fertig waren bzw. keine Hilfe mehr von Lehrern brauchte, widmete man sich der anderen Hälfte der Klasse und gab den Kindern, die fertig waren, jeweils Geräte zur Verbesserung ihrer motorischen Fähigkeiten.

Ab und zu kam es vor, dass eine Lehrerin fehlte, dann wurde ich in andere Klassen gebeten und musste dort auch mal Klassen alleine unterrichten. Ich lernte die Kinder schnell kennen und erkannte, welches Kind gerne singt, welches Klänge mag und welches davon anfängt zu schreien, welches in der Lage ist zu begreifen und welches nicht ansprechbar ist.
Auch die Lehrer, mit denen ich anfangs nicht so viel zu tun hatte, da sie beim Mittagessen nur „Kannada“, die Sprache Karnatakas, sprachen und ich mich somit nicht so leicht integrieren konnte, lernte ich nach und nach etwas besser kennen. Mit der Lehrerin, der ich folgte, hatte ich nach ein paar Wochen bereits eine gute Verbindung. Sie freute sich über meine Hilfe, hatte selbst ab und zu ein paar Fragen zu Grammatik oder Rechtschreibung und wir unterhielten uns über mehr Themen als Essen und Familienstammbäume, also mehr als das, was ich tagtäglich in Indien gefragt wurde.
Lehrer, Aufpasser und Betreuerinnen der Kinder mir gegenüber sehr freundlich und hilfsbereit und wenn ich Fragen oder Probleme hatte, wusste ich, dass mir jederzeit jemand versuchen würde zu helfen. Insbesondere meine Projektbetreuer vor Ort waren sehr nett und wollten, dass ich in Sneha Kiran eine schöne Zeit habe. Sie waren offen für Verbesserungsvorschläge, fragten nach neuen Ideen für die Unterhaltung oder Ausbildung der Kinder. Ich wurde gut aufgenommen, zwar mit einer gewissen Distanz, jedoch hat man die Möglichkeit sich gut zu integrieren, nach einer kurzen Zeit, und auch hat man die Möglichkeit eigene Ideen einzubringen und zu verwirklichen.
In dem halben Jahr konnte ich den Lehrern bei der Arbeit helfen, auch bei der eigenen Weiterbildung, ich habe in den letzten Wochen meines Aufenthalts einen Teil der Schule gestrichen und mit kleinen Bildern verziert und versucht den Kindern jeden Tag so schön und auch spaßig wie möglich zu bereiten.


In Mysore war ich in einer Gastfamilie untergebracht, die aus einem älteren Ehepaar bestand, dessen Kinder bereits ausgezogen waren. Wir waren also nur zu dritt in dem Haus.
Morgens half ich meiner Gastmutter immer beim Kochen, was meistens eine Stunde in Anspruch
nahm. Gemüse waschen, schneiden, Zutaten heraus legen, spülen, essen. Sie zeigte mir, wie man verschiedene indische Gerichte zubereitet. Während des Morgens hatten meine Gastmutter und ich die Möglichkeit uns länger zu unterhalten, sie konnte sehr gut Englisch sprechen, und wir tauschten uns darüber aus, was wir am Tag unternehmen würden und ob etwas besonderes am Wochenende anstand oder sonstiges. Den Tag über war ich in der Schule und traf mich für gewöhnlich danach noch mit Freunden, während meine Gastmutter viel mit ihrer Arbeit in der Bank beschäftigt war und selbst erst nachmittags nach Hause kam. Tagsüber sahen wir uns also kaum. Mein Gastvater war bereits in Rente gegangen, weshalb er tagsüber normalerweise Zuhause war und Fern sah. Wenn wir abends alle wieder Zuhause waren aßen wir im Wohnzimmer vor dem Fernseher zu Abend und schauten dabei die Serien, die sich meine Gasteltern jeden Abend ansahen. Viel geredet haben wir dann also auch nicht.
Mit meiner Gastmutter hatte ich bis zum Ende hin ein gutes Verhältnis, mit meinem Gastvater verstand ich mich zwar gut, jedoch redeten wir nicht so viel. Ich fühlte mich sehr wohl und willkommen in meiner Familie und ich denke ich konnte mich so weit integrieren, dass ich vorübergehend wie ein Teil der Familie behandelt wurde.


Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass ich mir mehr Mühe im zweiten Projekt gegeben hätte. In dem ersten Projekt hatte ich vormittags nicht sehr viel zu tun außer Unterrichtsstunden vorzubereiten, da die Kinder in der Schule waren. Anfangs hatte ich nach Schulschluss einen sehr strikten Zeitplan an Unterrichtsstunden geben, Hausaufgabenbetreuung, Therapie etc. Nach einer Zeit wurde meine Hilfe allerdings nicht mehr so viel benötigt, weswegen ich weniger mit den Kindern unternehmen konnte. Ich war etwas enttäuscht, langweilte mich des Öfteren und war froh über den Wechsel im Januar. Nachdem es mich so viel Anstrengung und Zeit gekostet hatte mich im ersten Projekt richtig zu integrieren und ich letztendlich etwas enttäuscht war, hatte ich nicht mehr richtig die Motivation mich komplett auf das neue Projekt und die Lehrer einzulassen. Ich habe mir Mühe gegeben, aber ich weiß, dass ich es noch besser hätte machen können.
Auch hätte ich gerne die Sprache gelernt, Kannada, doch da ich vor allem hier war um den Kindern Englisch beizubringen war es schwierig richtig in die Sprache zu kommen. Auch gab es genug andere Dinge, mit denen ich mich im Ausland auseinander gesetzt habe, weswegen es nicht mein wichtigstes Ziel war sie zu lernen. Ein paar Begriffe und Redewendungen habe ich zwar gelernt, aber ich würde trotzdem gerne mehr verstehen und reden können.

Ansonsten denke ich, dass ich in dem Jahr viel über kulturelle Unterschiede gelernt habe. Anfangs kam mir alles so fremd vor, heute muss ich danach suchen was anders ist als in Deutschland. Dabei
beziehe ich mich nicht nur auf meine Umgebung (Kühe die auf der Straße herumlaufen, Männer in Lungis, Frauen in Saris, die indische Bauweise der Häuser, die ungleichmäßigen Gehsteige, die
vielen Rikshas und Motorräder und vieles mehr) sondern auch auf Verhaltensweisen der Leute in meiner Umgebung wie Redensarten, Körpersprache etc. Heute muss ich überlegen, wie es in Deutschland aussieht, wie die Menschen aussehen, wie sie in bestimmten Situationen reagieren. Ich habe mich in Indien eingelebt und Teile der Kultur kennen, leben und lieben gelernt.
Indien hat mir auch Geduld beigebracht, denn mit dem Straßenverkehr in Indien kann man denselben Zielort an manchen Tagen schnell erreichen, manchmal braucht man allerdings doppelt so lange. Zeit spielt in Indien keine so große Rolle. Es macht selten Leuten etwas aus, wenn man eine halbe Stunde später den Treffpunkt erreicht als abgemacht. Warten ist zur Normalität geworden. Ich habe auch gelernt, mehr auf mich allein gestellt zu sein und mit Problemen selbstständiger und offener umzugehen. Mittlerweile gehe ich mehr auf Leute zu und bin auch selbst offener für fremde Menschen und Ansichten.
Ich denke es war gut, dass ich im ersten Projekt vorerst alleine war, so musste ich mich mit allem direkt auseinandersetzen und habe mich nicht an einen anderen Freiwilligen gehangen. Dadurch habe ich meine Selbstständigkeit lernen können. Trotzdem konnte ich mich bei Fragen oder Problemen jederzeit an meine Betreuer von ICDE wenden und ich konnte mit Unterstützung rechnen. Ich denke aber, dass ich die Betreuer nicht dringend brachte, da ich alles wichtige mit den Betreuern vor Ort, also denen im Projekt oder der Gastfamilie, absprechen wollte, da ich bei ihnen lebte und mit ihnen klarkommen musste. Da wollte ich selbst schaffen.


Auf fachlicher Ebene habe ich ebenfalls eine Menge gelernt. Ich hatte vorher keine Erfahrung mit der Arbeit mit Kindern, insbesondere keine mit behinderten Kindern.
In dem Kinderheim fand ich es anfangs schwierig mit so vielen Kindern umzugehen und Respektsperson und Freund gleichzeitig zu werden, den richtigen Ausgleich zu finden. Doch mir gefiel die Arbeit mit den Kindern und ich habe seitdem nicht mehr so viel Respekt davor mit ihnen zu leben und zu arbeiten.
Mit behinderten Kindern zu arbeiten konnte ich mir vor meinem Freiwilligendienst nicht im geringsten vorstellen, wahrscheinlich, weil ich nie mit welchen in Kontakt gewesen war und ich etwas Angst vor dieser „Fremde“ hatte. Wie sollte ich mit ihnen umgehen?
Doch ich lernte nach und nach in „Sneha Kiran“, der Schule für Behinderte, dass es schön ist mit ihnen zu arbeiten und nicht etwa merkwürdig oder erschreckend. Sie waren ehrlicher als die Kinder im Kinderheim, die manchmal versucht hatten mit kleinen Schwindeleien Vorteile für sich herauszuziehen oder den Unterricht einfach aus Spaß zu stören. Die Kinder mit Behinderungen waren ehrlicher, sie hörten auf einen und nach ein paar Tagen merkte ich, dass man sie genauso zu behandeln musste wie Kinder ohne Behinderung, außer, dass sie mehr Unterstützung, Betreuung und Zuwendung brauchten. Mir machte die Arbeit mit ihnen bald großen Spaß, ich fühlte mich gebraucht und half dementsprechend auch gerne.


Ich hatte mir das Jahr Indien anders vorgestellt, wobei ich nicht sagen kann, ob besser oder schlechter. Einfach anders. Ich war mit keinen großen Erwartungen oder Vorstellungen nach Indien gegangen, ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sein könnte. Das erste halbe Jahr verbrachte ich in diesem modernen Kinderheim in Bangalore, was für mich nicht sehr anders erschien als in Deutschland, weswegen ich mich schnell einbringen konnte. Das Indien, welches ich ein halbes Jahr später in Mysore erlebte und lebte, war für mich schon ein sehr großer Kontrast und mehr das, was ich mir unter Indien vorgestellt hatte. Das Haus in dem ich lebte war kleiner, es lief viel indisches Fernsehen, ich lernte indisch zu kochen und ich konnte nach meiner Arbeit noch etwas unternehmen, beispielsweise auf den Markt gehen und das Treiben dort beobachten. Ich konnte die indische Kultur sehen und leben, ich war nicht mehr so abgeschirmt von dem normalen alltäglichen Dinge der Inder wie beim ersten Projekt. Ich sah nicht nur noch zu, sondern war Teil geworden.

Montag, 30. Juni 2014

23 Tage

Liebe Leute,
Die Zeit rennt und rennt! War nicht vorgestern erst noch Weihnachten? Bin ich nicht gestern erst von meiner Monatsreise zurück nach Mysore, meinem Zuhause, gekommen? Was hab ich nur in dem letzten halben Jahr gemacht, wo sind die letzten vier Wochen hin?! Wie kann es sein, dass der Monsoon jetzt schon anfängt, vor kurzem habe ich noch im Schatten sitzend geschwitzt, jetzt sitze ich mit Pulli und kalten Füßen im Café, während draußen das Gewitter tobt und der Regen die Straßen unter Wasser setzt. Ich weiß wirklich nicht, wie ein ganzes Jahr so an mir vorbeiziehen konnte.
Ich sitze gerade mit Musik in den Ohren vor meinem Cappuchino und überlege, ob ich bei den Gedanken an die Rückkehr nach Deutschland eher lachen oder weinen soll. Ich habe mir hier ein Leben aufgebaut, ein kleines, ruhiges Leben mit vielen Höhen und Tiefen, mit einer Familie die mittlerweile meinen Namen kennt und die ich schon ziemlich ins Herz geschlossen habe. Die Arbeit macht mir nicht so viel Spaß, obwohl ich gerade wieder die Schule streichen darf, doch es ist mein Alltag geworden. Ich fühl mich wohl, ich laufe über den Markt, ich kenne die echten Preise der Produkte, die auf der Straße verkauft werden, ich gehe in die Mall, in den einen oder anderen Bollywood Film, den ich nach der Hälfte wegen Hörsturz und Genervtsein verlasse, ich wackel mit dem Kopf... Es gibt so vieles was ich vermissen werde! Alltägliches. Andererseits habe ich mich jetzt darauf eingestellt, bald meine Familie und Freunde wieder zu sehen, ich bin gespannt wie es wird. Ich werde aufgeregt, wenn ich an die Rückkehr denke. Freude, Trauer, Angst, Nervosität, Sehnsucht - alles bricht über mich ein. Diese ganzen Gefühle auf einmal sind schon verwirrend, ich weiß gar nicht wohin mit mir.
Ich kann allerdings sagen, dass Indien ein Stück Heimat für mich geworden ist und immer eines sein wird, es wird aber Zeit zurück zu gehen. Und ich hoffe die Freunde halten zu können, die ich hier gefunden habe und welche mir ans Herz gewachsen sind.
Aber ich habe hier Geduld gelernt, also mal sehen was kommt, wenn ich zurück bin!
Shanti, shanti

Sonntag, 25. Mai 2014

Reise Teil 3

So, Der nächste Zwischenbericht wird fällig!
Gerade bin ich in Pushkar, aber dazu später. Ich fange mal an, wo ich beim letzten aufgehört habe, also ist erst einmal Delhi an der Reihe. Delhi, Ankuft 13. Mai.
Über Delhi habe ich vorher nichts gutes gehört, es sei voll und dreckig, die Männer-Frauen-Quote liegt bei 7 zu 1, also quasi 7 Männer auf 1 Frau. Heftig!
In der Metro waren auch Tausende Männer, aber das lag mehr daran, dass es vorne zwei Frauenabteile gab, sodass die Frauen nicht inmitten von Männerscharen stehen mussten. Aber selbst wenn, die Männer waren sehr freundlich, das war unsere Erfahrung. Wir fanden Delhi auch nicht dreckig und es schien auch nicht so voll zu sein wie in Bangalore z.B., Delhi war eigentlich sehr schön! Wir waren in einem Hotel in einer Bazar Strasse, wo auch viele andere Touristen waren und auch abends noch gut belebt war, sehr sicher also. An einem Tag waren wir auf einem Kleidermarkt, wo man Markenklamotten für 1€ bekommt und einmal im Hauz khas, einem ziemlich teuren aber doch irgendwie Alternativen Viertel Delhis. Und beim Akshardham Palast, der noch eindrucksvoller war als das Taj Mahal.
Delhi ist eine schöne Großstadt!

Am 16. sind Lorena und ich dann früh morgens weiter nach Uttarakhand, Himalaya, während Lene zurück nach Bangalore geflogen ist zum arbeiten.
Younus besuchen! Wir sind erst nach Haldwani mit dem Zug, 6 Stunden, und dann von dort nochmal 5 Stunden mit dem Bus durch das Gebirge bis wir in Reetha ankamen, dem Ort, an dem Younus uns erwartete und uns eine Gastfamilie für die 4 Nächte besorgt hatte. 15 Minuten musste man einen Bergpfad entlanglaufen bis man zu dem Häuschen der Gastfamilie kam, eine ganz andere Welt. Nicht nur die kleine Familie war da sondern noch Omas, Opas, andere Eltern mit ihren Kindern. es waren viele Konder dirt mit denen Lorena und ich gespielt haben. Es war Super schön und die Familie war wirklich die netteste und herzlichste die ich jemals getroffen habe! Wir teilten uns mit Hema, der Gastmutter, und ihrem Baby ein Bett. Nachts wurde es sogar so kalt, dass man froh war sich unter die dicke Decke kuscheln zu können. Sonst schwitzt man in Indien immer nur, dort fror man nachts manchmal, schönes Gefühl! Tagsüber zeigte Younus uns ein paar Bergdörfer / -städte und an einem Tag waren wir bei einem Wasserfall wo wir schwimmen gehen konnten, einem sehr abgelegenen. Das Wasser war eiskalt, wann wurden das letzte mal meine Lippen blau? Ewig ist es her! Dort war es so.
Die Tage vergingen viel zu schnell, die Familie und die Kinder wuchsen uns ans Herz und schon mussten wir abreisen. Am 20., ab nach Rajasthan.

Rajasthan, der Ort der Turbane, der verschleierten Frauengesichter, der Gesänge und der Kamele.
Wir kamen früh morgens in Jaipur, der pinken Stadt. Leider waren die Gebäude eher sandfarben anstatt pink aber naja.. wir blieben dort einen Tag, aber keine Nacht, wir sahen uns Paläste an und abends ging es weiter nach Jaisalmer, der goldenen Stadt, wo wir eine Kamelsafari machten und die Nacht in der Wüste übernachteten. 22.-23. Das war ein Erlebnis! Wir bekamen "Wüstenessen", also über einem kleinen Feuer zubereitetes Chapati (Brot), Reis und Gemüse, scharf aber lecker! Nach einer Zeit wurde es etwas stürmig, wir legten uns hinter einen großen Busch der uns vor dem vielen Sand zumindest etwas schützte. Trotzdem war am nächsten Tag überall Sand! War aber richtig cool mit dem Sternenhimmel, sowas sieht man nicht alle Tage..
In der nächsten Nacht ging es dann wieder weiter, die vierte Nacht in Folge, in der wir in keinem Hotel geschlafen haben. Zug, Zug, Wüste, Zug. Die Nacht danach im Hotelbett, in Jodhpur (24.-25.), war ein Traum! So gut hatten wir ewig nicht geschlafen. Jodhpur, die blaue Stadt, blaue Gebäude, stimmte sogar größtenteils! Wir gingen auf den Markt, ließen uns die schlechteste Fussmassage aller Zeiten geben und genossen die Ruhe und die Zeit, die wir hatten. Sahen uns das Fort an. Der letzte Tag mit Lorena! Seit gestern bin ich alleine unterwegs für ein paar Tage, gestern fuhr ich nach Pushkar, wo ich gerade in einem schönen Hotelzimmer liege. Ich werde auf dem Markt herumlaufen und mich an den See setzen. Heiß wird es eh, aber meistens merkt man schon gar nicht mehr wenn man schwitzt. Heute Abend geht es aber weiter nach Udaipur, die letzte Stadt in Rajasthan.

Ich melde mich bald wieder!

Montag, 12. Mai 2014

Reise Teil 1

So, kleiner Zwischenbericht.
Also am 1. Mai ging morgens mein Flug auf die Andamanen. Mit winzig kleinen Problemen wie das Nichterhalten meiner Tickets für die Anschlussflüge, dem Verlorengehen meines IPods (wo im Übrigen alle meine E-Tickets gespeichert waren) und dem nicht-in-den-Flughafen-gelassen-werden. Aber sonst war alles reibungslos! 
Nein, ich bin ja jetzt schon etwas erwachsener geworden und am Ende hat alles perfekt funktioniert und meinen IPod habe ich auch wieder, die blöde Frau am Check-In Counter hat ihn erst beim dritten mal fragen auf einmal vor sich auf dem Pult liegen sehen. Naja, ist ja alles gut gegangen!
Die Andamanen waren ein Traum, so wie die bearbeiteten Bilder von Strand und Meer in Urlaubsmagazinen aussehen. Weißer Sandstrand, Palmen, türkisenes Meer und nachts der schönste Sternenhimmel den ich jemals gesehen habe! Und die coolsten fünf Mitreisenden natürlich. Die Woche ging auch viel zu schnell um und schon mussten wir die Andamanen wieder verlassen. Noch schnell eine Pizza und Tiramisu im B3 mussten wir allerdings als Abschiedsessen noch zu uns nehmen, rischtisch jut!
Wir flogen also von Port Blair nach Kolkata. Kolkata habe ich vorher nicht viel Gutes von gehört, ich kann auch verstehen wieso. Also ich persönlich fand es eigentlich echt ganz schön dort, die Stadt ist halt schon recht modern und, keine Ahnung wieso, manchmal haben mich einige Strassen dort an Paris erinnert. Klingt komisch, war es auch. In Kolkata war es mehr das Gefühl, welches man dort hatte, nicht das Aussehen der Stadt selbst, was sie so schön gemacht hat, denn man wurde nicht angestarrt und alles wirkte irgendwie etwas vertraut. Angenehm! Eine Nacht blieben wir in Kolkata (7.-8. Mai), danach ging es weiter nach Varanasi, im Sleeper-Zug. 
Wir kamen dann morgens an, Lene, Lorena und ich, und wir trafen dann Malte in einem Hotel. Wir haben so nette Leute dort kennengelernt, alle waren freundlich und wollten uns helfen, nicht auf aufdringliche Art und Weise, sondern einfach, weil sie uns schöne Dinge zeigen wollten. Auch waren die Verkäufer sehr ehrlich mit den Preisen, wogegen man

Reise Teil 2


an in anderen Städten gut auf ein Drittel des gewollten Preisen herunter handeln kann und somit den wahren Preis bezahlt. Varanasi war ein riesen Kontrast zu Kolkata, Varanasi ist klein, hat sehr viele kleine verwinkelte Straßen (oder eher schmale Wege) und ist nicht wirklich modern. Am 10. sind wir morgens um 4:50 Uhr aufgestanden um um 5:30 Uhr eine Bootstour über den Ganges zu machen. Wir sahen Leichenverbrennungen, ein paar Meter weiter Fluss abwärts wuschen ein paar Inder ihr Kleidung, wiederum ein paar Meter weiter badeten einige oder gingen einfach aus Spaß schwimmen.  Der Ganges wird vielseitig genutzt! Heilig und wichtig für das alltägliche Leben der Bewohner dort.
Am 10. ging es abends dann weiter nach Agra, zum Taj Mahal, und natürlich auch ins Taj Mahal. Von außen ist es so unglaublich schön, weißer Marmor, viele Details. Von innen war es nicht so spektakulär, aber schon unglaublich im Taj Mahal gewesen zu sein. Auch wenn es auch nur ein Gebäude ist, wenn man es von dieser Seite betrachtet. Naja in Agra waren wir nur den Tag über und sind dann weiter, mehr als das Taj Mahal gab es dort nicht zu sehen, wir sind dann also Richtung Kajuraho, der Stadt mit den vielen Kamasutratempeln, und haben die Nacht über einen Zwischenstopp in Jhansi eingelegt, es wurde alles etwas spät. Naja, seit heute Morgen sind wir also in Kajuraho, nach einer sehr anstrengenden Busfahrt bei 40 grad und zu vielen Leuten, die sich in den Bus gequetscht hatten. Hier ist es auch sehr schön, auch wenn wir echt Probleme hatten hier wieder mit Bus oder Zug halbwegs komfortabel wieder weg zu kommen, entweder gab es keine Verbindungen bzw nur sehr wenige oder alles war schon voll. Naja, wir haben jetzt etwas gefunden, morgen früh um 10 Uhr, ubd morgen verlässt Malte uns, sodass Lene, Lorena und ich alleine weiter nach Delhi fahren. 

Die Reise ist bisher wirklich anstrengend, bei einer solchen Hitze, so vielen Eindrücken (da sich von Stadt zu Stadt alles verändert in Indien, nichts ist ähnlich) und einer Menge Schlafmangel. Aber ich genieße es mehr von Indien zu sehen und zu reisen. Ein Monat ist nur echt zu kurz für Indien, wir hetzen von Stadt zu Stadt. Aber ist ja nur ein Monat!

Das ist jetzt nur ein kleiner Bericht für einen groben Überblick für euch, Bilder Laden kann ich nicht während der Reise, ihr müsst euch also gedulden, bis ich wieder in Mysore bin.

Montag, 28. April 2014

Beautiful Gate

Projekt Schule streichen: Check!
Eigentlich war es mehr ein Sommercamp für behinderte Kinder und Kinder aus Waisenheimen, aber die Schule musste auch verschönert werden und das habe ich mir dann zu Herzen genommen. Und ich bin heute fertig geworden! Zum Glück, denn übermorgen beginnt meine große Reise durch Indien. Seit dem 1. April sind wir in diesem Projekt und übermorgen ist mein letzter Tag dort. Nach der Reise werde ich wieder in meiner eigentlichen Schule arbeiten, Sneha kiran.

Hier übrigens meine Reiseroute:
Andamanen - Kalkutta - Varanasi - Agra - Delhi - Himalaya - Jaipur - Jaisalmer - Jodhpur - Pushkar - Udaipur - Mumbai.

Ich kann leider zur Zeit keine Fotos von dem schönen Projekt hochladen, ich habe ein paar Probleme mit dem Computer, vielleicht versuche ich es aber morgen nochmal. Ansonsten müsst ihr halt warten, bis ich zurück bin!
Hier auf jeden Fall die Internetseite meines einmonatigen Zwischenprojekts: http://www.bgssindia.org/

Ich schreibe während meiner Reise immer mal wieder kurze Zwischenberichte!
Bis bald also, vermisst mich nicht zu sehr!

Sonntag, 20. April 2014

"India has not much, but a lot of feeling"

Chennai-Mahabalipuram-Pondicherry-Auroville-Bangalore

5 Städte in 4 Tagen!
Stress? Nein! Es waren richtig entspannte Tage! Donnerstag waren Wahlen in Indien, deswegen hatten wir frei, und Freitag war irgendein nationaler Feiertag, weswegen wir also insgesamt vier Tage frei hatten! Ursprünglich wollten Jan und ich direkt nach Pondicherry und dort vier Tage verbringen, doch da alle Busse und Züge voll waren, entschieden wir uns zuerst nach Chennai (alt: Madras) zu fahren. Ist ja nicht weit von dort nach Pondicherry!
Wir fuhren Mittwoch über Nacht und kamen Donnerstag morgens um 6 Uhr in Chennai an. Nach dem Frühstück kam die große Frage auf: was sollen wir nun tun? Wir googleten ein bisschen und da wir nicht so viel Lust hatten auf Tempelbesichtigungen, entschieden wir uns zunächst einmal für den Krokodilpark außerhalb von Chennai, nahe Mahabalipuram. Mahabalipuram hatte meine amma mir eh empfohlen, wieso sollten wir also nicht einmal eine kleine Tour dorthin machen? Dazu kann ich nur sagen, es war der beste Tipp den sie uns geben konnte! Mahabalipuram ist eine sehr kleine Stadt, aber ziemlich schön. Überall konnte man Steinskulpturen sehen und kaufen, dafür war es anscheinend berühmt. Es gab sehr viele Tempel. Und den Buttter Ball!
Wir mieteten uns zunächst einen Scooter und fuhren zu dem Krokodilpark. Es war ganz nett dort, leider kamen wir nicht rechtzeitig zur Fütterung!


Danach wollten wir etwas Zeit am Strand verbringen, wir fuhren also willkürlich irgendwann von der Hauptstraße herunter und in eine der vielen kleinen Straßen richtung Strand. Wir waren in einem kleinen Dorf gelandet und als wir den Scooter parkten, sahen uns ein paar Fischermänner interessiert dabei zu und folgten uns mit ihren Blicken zum Strand (es war KEIN Badestrand, ich hatte nur die Füße im Wasser und hielt den Rest schön bedeckt). Nach kurzer Zeit kamen die ersten an und beäugten uns zunächst. Wir lächelten und wackelten leicht mit unseren Köpfen, worauf sie uns anstrahlten und das Kopfwackeln erwiederten. Und anstatt die typischen (und miittlerweile echt nervigen) Fragen über Familienstammbaum und Essen zu stellen, wollten sie nachdem wir unsere Herkunft preisgegeben hatten wissen, ob wir mit auf ihr Boot wollten. Bootsrennen, für 'nur' 1000 Rs.( = ca. 12 Euro)! Wir lehnten dankend ab und sie luden uns stattdessen ein ihnen beim Sortieren des Fischfangs zuzusehen. Leute vom Dorf hier sind so herzlich und freundlich, ganz einfache Menschen die glücklich mit dem sind, was ihnen von Gott gegeben wurde! Um es einmal indisch auszudrücken.
Wir fuhren nach einer Weile zurück und lernten einen Händler kennen, der ebenfalls Skulpturen verkaufte. Wir unterhielten uns lange mit ihm, tranken in seinem Laden mit ihm Chai (Tee) und dann lud er uns ein, am Abend in sein Haus zu kommen. Sein Zuhause bestand aus einem vielleicht 4x4 großem Zimmer, indem die Farbe an den Wänden abgeblättert war. Ein paar Bilder waren aufgehangen von verschieden Göttern zu denen er jeden Tag mehrmals betete und ein paar Bilder von verstorbenen Verwandten, für die er täglich betete. Abgesehen von einer dünnen Matratze auf dem Boden, einem Spülbecken mit ein paar Töpfen und Tellern darin und einer kleinen Bank mit Klamotten darauf war der Raum leer. Es gefiel mir, das sah auch unser Gastgeber.

"India has not much, but a lot of feeling. Germany has much, but not much feeling."

- Und damit hat er so recht!
"Herabkunft der Ganga"
 Die „Herabkunft der Ganga“ ist ein im 7. Jahrhundert entstandenes Flachrelief. Mit 12 Metern Höhe und 33 Metern Breite ist es eines der größten (vielleicht das größte) der Welt. Das Relief wird meist als Darstellung der Herabkunft der Göttin Ganga (den personifizierten Fluss Ganges) gedeutet. Nach der hinduistischen Mythologie ließ der König Bhagiratha den Ganges vom Himmel fließen, um die Seelen seiner Vorfahren zu reinigen. Aber die Dinge geschahen nicht wie geplant und der König bemerkte, dass der Fluss die ganze Erde überschwemmen würde. Daher tat er Buße mit dem Ziel, Hilfe von Shiva zu erhalten, um die zu erwartende Katastrophe abzuwenden. So stieg der Gott zur Erde hinab und bezwang den Ganges, indem er ihn durch sein Haar fließen ließ. Dieses Wunder lockte eine Menge Wesen an, die kamen, um es zu beobachten.
Der Spalt zwischen den beiden Felsen ist der berühmteste Teil des Flachreliefs; hier findet sich die Abbildung Shivas. (Wikipedia)

Butterball

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Pondicherry und fanden eine richtig schöne Hütte direkt in der Nähe des Strandes. Erst einmal gingen wir Pizza essen, bei "Italian Pizzeria". Naja, wir wurden dann von ein paar Indern empfangen, als einzige Gäste. Als wir Pizza bestellten, fing eine Frau an Holz zu hacken - Feuerholz für den Steinofen. So frisch habe ich Pizza noch nie bekommen! King in the Castle!
Danach besuchten wir eine andere Freiwillige in ihrem Projekt nähe Auroville, einem Wald direkt bei Pondicherry. Ich war (oder besser gesagt ich bin) so begeistert von diesem Projekt! Es dauert ewig das zu beschreiben, ohne Worte, wen es interessiert kann es sich hier mal ansehen: www.sadhanaforest.org
Unsere Hütte in Pondicherry

Auf Stelzen und fast Mückenfrei !

Man merkte aber schon den Einfluss der Franzosen auf Pondicherry. Es gab viele kleine Cafés und Restaurants, in denen es teilweise sogar Croissants gab, es gab richtig guten Kaffee, die Straßen waren ordentlicher angebaut als in den Städten, die ich bisher hier in Indien gesehen habe und diese hatten auch alle (?) französische Namen... Okay, das hört sich jetzt nicht so französisch an was ich gerade aufgeschrieben habe, aber es hat einem so ein Gefühl gegeben, es hatte einen gewissen Flair den man schwer nur beschreiben kann. Französisch halt! Muss man wahrscheinlich selbst mal gesehen haben. Das war schon ganz interessant, und lecker, aber ich hatte mir Pondicherry noch ein kleines bisschen schöner vorgestellt. Es war schön, keine Frage, aber nachdem es immer so hoch gelobt wurde von allen die davon erzählten, war es vor allem bei der Anknft etwas enttäuschend. Nach und nach wurde es jedoch immer schöner, wir liefen stundenlang durch die Straßen bei dieser Hitze, in der man beim Stehen schon anfängt zu schwitzen als stünde man gerade in einer Sauna. Wieso also nicht noch ein bisschen herum laufen? Ist doch eh schon alles nass!
siehe den Straßennamen!
Samstag Abend mussten wir dann schon wieder den Bus nehmen, denn da keiner direkt nach Mysore ging, wären wir Montag nicht pünktlich zur Arbeit gekommen wären wir Sonntag Abend erst gefahren. Schade! Aber so konnten wir Sonntag früh um halb acht die ganze Bangalore Party-Truppe aus dem Schlaf klopfen und uns noch mit zu ihnen auf das Bett legen. Schönes Wochenende!

Und in zehn Tagen geht die große Reise auch endlich los!