Sonntag, 27. Juli 2014

Abschlussbericht



Seit August letzten Jahres bin ich nun in Indien.
Nachdem ich jetzt ein halbes Jahr in Sneha Kiran – Spastic Society gearbeitet habe, kann ich die Arbeit dort heute besser beschreiben als in dem Halbjahresbericht. Am besten fange ich also noch einmal mit einer kleinen Übersicht über meine Tätigkeiten dort an.
Montags bis Freitags, von 10 – 15 Uhr, verbrachte ich meine Zeit in der Schule. Normalerweise musste ich einer Lehrerin folgen und ihr in den Unterrichtsstunden helfen, sodass ich einen halbwegs geregelten Arbeitstag hatte mit eigenen Klassen. Meine Hauptaufgabe war es, die Lehrerin zu unterstützen, mit ihr die Kinder in kleinen Gruppen jeweils zu unterrichten und entsprechend der Behinderung zu fördern soweit es möglich war. In jeder Klasse waren durchschnittlich fünf bis acht Kinder, sodass Einzelunterrichte teilweise möglich waren. Wenn ein paar Kinder intensiveren Einzelunterricht brauchten, wurde den restlichen Kindern zunächst einmal eine Aufgabe gegeben, die ihre motorischen Fähigkeiten verbessern sollten. Sobald die eine Hälfte der Klasse dann mit dem für den Tag vorgesehenen Unterrichtsstoff fertig waren bzw. keine Hilfe mehr von Lehrern brauchte, widmete man sich der anderen Hälfte der Klasse und gab den Kindern, die fertig waren, jeweils Geräte zur Verbesserung ihrer motorischen Fähigkeiten.

Ab und zu kam es vor, dass eine Lehrerin fehlte, dann wurde ich in andere Klassen gebeten und musste dort auch mal Klassen alleine unterrichten. Ich lernte die Kinder schnell kennen und erkannte, welches Kind gerne singt, welches Klänge mag und welches davon anfängt zu schreien, welches in der Lage ist zu begreifen und welches nicht ansprechbar ist.
Auch die Lehrer, mit denen ich anfangs nicht so viel zu tun hatte, da sie beim Mittagessen nur „Kannada“, die Sprache Karnatakas, sprachen und ich mich somit nicht so leicht integrieren konnte, lernte ich nach und nach etwas besser kennen. Mit der Lehrerin, der ich folgte, hatte ich nach ein paar Wochen bereits eine gute Verbindung. Sie freute sich über meine Hilfe, hatte selbst ab und zu ein paar Fragen zu Grammatik oder Rechtschreibung und wir unterhielten uns über mehr Themen als Essen und Familienstammbäume, also mehr als das, was ich tagtäglich in Indien gefragt wurde.
Lehrer, Aufpasser und Betreuerinnen der Kinder mir gegenüber sehr freundlich und hilfsbereit und wenn ich Fragen oder Probleme hatte, wusste ich, dass mir jederzeit jemand versuchen würde zu helfen. Insbesondere meine Projektbetreuer vor Ort waren sehr nett und wollten, dass ich in Sneha Kiran eine schöne Zeit habe. Sie waren offen für Verbesserungsvorschläge, fragten nach neuen Ideen für die Unterhaltung oder Ausbildung der Kinder. Ich wurde gut aufgenommen, zwar mit einer gewissen Distanz, jedoch hat man die Möglichkeit sich gut zu integrieren, nach einer kurzen Zeit, und auch hat man die Möglichkeit eigene Ideen einzubringen und zu verwirklichen.
In dem halben Jahr konnte ich den Lehrern bei der Arbeit helfen, auch bei der eigenen Weiterbildung, ich habe in den letzten Wochen meines Aufenthalts einen Teil der Schule gestrichen und mit kleinen Bildern verziert und versucht den Kindern jeden Tag so schön und auch spaßig wie möglich zu bereiten.


In Mysore war ich in einer Gastfamilie untergebracht, die aus einem älteren Ehepaar bestand, dessen Kinder bereits ausgezogen waren. Wir waren also nur zu dritt in dem Haus.
Morgens half ich meiner Gastmutter immer beim Kochen, was meistens eine Stunde in Anspruch
nahm. Gemüse waschen, schneiden, Zutaten heraus legen, spülen, essen. Sie zeigte mir, wie man verschiedene indische Gerichte zubereitet. Während des Morgens hatten meine Gastmutter und ich die Möglichkeit uns länger zu unterhalten, sie konnte sehr gut Englisch sprechen, und wir tauschten uns darüber aus, was wir am Tag unternehmen würden und ob etwas besonderes am Wochenende anstand oder sonstiges. Den Tag über war ich in der Schule und traf mich für gewöhnlich danach noch mit Freunden, während meine Gastmutter viel mit ihrer Arbeit in der Bank beschäftigt war und selbst erst nachmittags nach Hause kam. Tagsüber sahen wir uns also kaum. Mein Gastvater war bereits in Rente gegangen, weshalb er tagsüber normalerweise Zuhause war und Fern sah. Wenn wir abends alle wieder Zuhause waren aßen wir im Wohnzimmer vor dem Fernseher zu Abend und schauten dabei die Serien, die sich meine Gasteltern jeden Abend ansahen. Viel geredet haben wir dann also auch nicht.
Mit meiner Gastmutter hatte ich bis zum Ende hin ein gutes Verhältnis, mit meinem Gastvater verstand ich mich zwar gut, jedoch redeten wir nicht so viel. Ich fühlte mich sehr wohl und willkommen in meiner Familie und ich denke ich konnte mich so weit integrieren, dass ich vorübergehend wie ein Teil der Familie behandelt wurde.


Rückblickend hätte ich mir gewünscht, dass ich mir mehr Mühe im zweiten Projekt gegeben hätte. In dem ersten Projekt hatte ich vormittags nicht sehr viel zu tun außer Unterrichtsstunden vorzubereiten, da die Kinder in der Schule waren. Anfangs hatte ich nach Schulschluss einen sehr strikten Zeitplan an Unterrichtsstunden geben, Hausaufgabenbetreuung, Therapie etc. Nach einer Zeit wurde meine Hilfe allerdings nicht mehr so viel benötigt, weswegen ich weniger mit den Kindern unternehmen konnte. Ich war etwas enttäuscht, langweilte mich des Öfteren und war froh über den Wechsel im Januar. Nachdem es mich so viel Anstrengung und Zeit gekostet hatte mich im ersten Projekt richtig zu integrieren und ich letztendlich etwas enttäuscht war, hatte ich nicht mehr richtig die Motivation mich komplett auf das neue Projekt und die Lehrer einzulassen. Ich habe mir Mühe gegeben, aber ich weiß, dass ich es noch besser hätte machen können.
Auch hätte ich gerne die Sprache gelernt, Kannada, doch da ich vor allem hier war um den Kindern Englisch beizubringen war es schwierig richtig in die Sprache zu kommen. Auch gab es genug andere Dinge, mit denen ich mich im Ausland auseinander gesetzt habe, weswegen es nicht mein wichtigstes Ziel war sie zu lernen. Ein paar Begriffe und Redewendungen habe ich zwar gelernt, aber ich würde trotzdem gerne mehr verstehen und reden können.

Ansonsten denke ich, dass ich in dem Jahr viel über kulturelle Unterschiede gelernt habe. Anfangs kam mir alles so fremd vor, heute muss ich danach suchen was anders ist als in Deutschland. Dabei
beziehe ich mich nicht nur auf meine Umgebung (Kühe die auf der Straße herumlaufen, Männer in Lungis, Frauen in Saris, die indische Bauweise der Häuser, die ungleichmäßigen Gehsteige, die
vielen Rikshas und Motorräder und vieles mehr) sondern auch auf Verhaltensweisen der Leute in meiner Umgebung wie Redensarten, Körpersprache etc. Heute muss ich überlegen, wie es in Deutschland aussieht, wie die Menschen aussehen, wie sie in bestimmten Situationen reagieren. Ich habe mich in Indien eingelebt und Teile der Kultur kennen, leben und lieben gelernt.
Indien hat mir auch Geduld beigebracht, denn mit dem Straßenverkehr in Indien kann man denselben Zielort an manchen Tagen schnell erreichen, manchmal braucht man allerdings doppelt so lange. Zeit spielt in Indien keine so große Rolle. Es macht selten Leuten etwas aus, wenn man eine halbe Stunde später den Treffpunkt erreicht als abgemacht. Warten ist zur Normalität geworden. Ich habe auch gelernt, mehr auf mich allein gestellt zu sein und mit Problemen selbstständiger und offener umzugehen. Mittlerweile gehe ich mehr auf Leute zu und bin auch selbst offener für fremde Menschen und Ansichten.
Ich denke es war gut, dass ich im ersten Projekt vorerst alleine war, so musste ich mich mit allem direkt auseinandersetzen und habe mich nicht an einen anderen Freiwilligen gehangen. Dadurch habe ich meine Selbstständigkeit lernen können. Trotzdem konnte ich mich bei Fragen oder Problemen jederzeit an meine Betreuer von ICDE wenden und ich konnte mit Unterstützung rechnen. Ich denke aber, dass ich die Betreuer nicht dringend brachte, da ich alles wichtige mit den Betreuern vor Ort, also denen im Projekt oder der Gastfamilie, absprechen wollte, da ich bei ihnen lebte und mit ihnen klarkommen musste. Da wollte ich selbst schaffen.


Auf fachlicher Ebene habe ich ebenfalls eine Menge gelernt. Ich hatte vorher keine Erfahrung mit der Arbeit mit Kindern, insbesondere keine mit behinderten Kindern.
In dem Kinderheim fand ich es anfangs schwierig mit so vielen Kindern umzugehen und Respektsperson und Freund gleichzeitig zu werden, den richtigen Ausgleich zu finden. Doch mir gefiel die Arbeit mit den Kindern und ich habe seitdem nicht mehr so viel Respekt davor mit ihnen zu leben und zu arbeiten.
Mit behinderten Kindern zu arbeiten konnte ich mir vor meinem Freiwilligendienst nicht im geringsten vorstellen, wahrscheinlich, weil ich nie mit welchen in Kontakt gewesen war und ich etwas Angst vor dieser „Fremde“ hatte. Wie sollte ich mit ihnen umgehen?
Doch ich lernte nach und nach in „Sneha Kiran“, der Schule für Behinderte, dass es schön ist mit ihnen zu arbeiten und nicht etwa merkwürdig oder erschreckend. Sie waren ehrlicher als die Kinder im Kinderheim, die manchmal versucht hatten mit kleinen Schwindeleien Vorteile für sich herauszuziehen oder den Unterricht einfach aus Spaß zu stören. Die Kinder mit Behinderungen waren ehrlicher, sie hörten auf einen und nach ein paar Tagen merkte ich, dass man sie genauso zu behandeln musste wie Kinder ohne Behinderung, außer, dass sie mehr Unterstützung, Betreuung und Zuwendung brauchten. Mir machte die Arbeit mit ihnen bald großen Spaß, ich fühlte mich gebraucht und half dementsprechend auch gerne.


Ich hatte mir das Jahr Indien anders vorgestellt, wobei ich nicht sagen kann, ob besser oder schlechter. Einfach anders. Ich war mit keinen großen Erwartungen oder Vorstellungen nach Indien gegangen, ich konnte mir nicht vorstellen, wie es sein könnte. Das erste halbe Jahr verbrachte ich in diesem modernen Kinderheim in Bangalore, was für mich nicht sehr anders erschien als in Deutschland, weswegen ich mich schnell einbringen konnte. Das Indien, welches ich ein halbes Jahr später in Mysore erlebte und lebte, war für mich schon ein sehr großer Kontrast und mehr das, was ich mir unter Indien vorgestellt hatte. Das Haus in dem ich lebte war kleiner, es lief viel indisches Fernsehen, ich lernte indisch zu kochen und ich konnte nach meiner Arbeit noch etwas unternehmen, beispielsweise auf den Markt gehen und das Treiben dort beobachten. Ich konnte die indische Kultur sehen und leben, ich war nicht mehr so abgeschirmt von dem normalen alltäglichen Dinge der Inder wie beim ersten Projekt. Ich sah nicht nur noch zu, sondern war Teil geworden.

Montag, 30. Juni 2014

23 Tage

Liebe Leute,
Die Zeit rennt und rennt! War nicht vorgestern erst noch Weihnachten? Bin ich nicht gestern erst von meiner Monatsreise zurück nach Mysore, meinem Zuhause, gekommen? Was hab ich nur in dem letzten halben Jahr gemacht, wo sind die letzten vier Wochen hin?! Wie kann es sein, dass der Monsoon jetzt schon anfängt, vor kurzem habe ich noch im Schatten sitzend geschwitzt, jetzt sitze ich mit Pulli und kalten Füßen im Café, während draußen das Gewitter tobt und der Regen die Straßen unter Wasser setzt. Ich weiß wirklich nicht, wie ein ganzes Jahr so an mir vorbeiziehen konnte.
Ich sitze gerade mit Musik in den Ohren vor meinem Cappuchino und überlege, ob ich bei den Gedanken an die Rückkehr nach Deutschland eher lachen oder weinen soll. Ich habe mir hier ein Leben aufgebaut, ein kleines, ruhiges Leben mit vielen Höhen und Tiefen, mit einer Familie die mittlerweile meinen Namen kennt und die ich schon ziemlich ins Herz geschlossen habe. Die Arbeit macht mir nicht so viel Spaß, obwohl ich gerade wieder die Schule streichen darf, doch es ist mein Alltag geworden. Ich fühl mich wohl, ich laufe über den Markt, ich kenne die echten Preise der Produkte, die auf der Straße verkauft werden, ich gehe in die Mall, in den einen oder anderen Bollywood Film, den ich nach der Hälfte wegen Hörsturz und Genervtsein verlasse, ich wackel mit dem Kopf... Es gibt so vieles was ich vermissen werde! Alltägliches. Andererseits habe ich mich jetzt darauf eingestellt, bald meine Familie und Freunde wieder zu sehen, ich bin gespannt wie es wird. Ich werde aufgeregt, wenn ich an die Rückkehr denke. Freude, Trauer, Angst, Nervosität, Sehnsucht - alles bricht über mich ein. Diese ganzen Gefühle auf einmal sind schon verwirrend, ich weiß gar nicht wohin mit mir.
Ich kann allerdings sagen, dass Indien ein Stück Heimat für mich geworden ist und immer eines sein wird, es wird aber Zeit zurück zu gehen. Und ich hoffe die Freunde halten zu können, die ich hier gefunden habe und welche mir ans Herz gewachsen sind.
Aber ich habe hier Geduld gelernt, also mal sehen was kommt, wenn ich zurück bin!
Shanti, shanti

Sonntag, 25. Mai 2014

Reise Teil 3

So, Der nächste Zwischenbericht wird fällig!
Gerade bin ich in Pushkar, aber dazu später. Ich fange mal an, wo ich beim letzten aufgehört habe, also ist erst einmal Delhi an der Reihe. Delhi, Ankuft 13. Mai.
Über Delhi habe ich vorher nichts gutes gehört, es sei voll und dreckig, die Männer-Frauen-Quote liegt bei 7 zu 1, also quasi 7 Männer auf 1 Frau. Heftig!
In der Metro waren auch Tausende Männer, aber das lag mehr daran, dass es vorne zwei Frauenabteile gab, sodass die Frauen nicht inmitten von Männerscharen stehen mussten. Aber selbst wenn, die Männer waren sehr freundlich, das war unsere Erfahrung. Wir fanden Delhi auch nicht dreckig und es schien auch nicht so voll zu sein wie in Bangalore z.B., Delhi war eigentlich sehr schön! Wir waren in einem Hotel in einer Bazar Strasse, wo auch viele andere Touristen waren und auch abends noch gut belebt war, sehr sicher also. An einem Tag waren wir auf einem Kleidermarkt, wo man Markenklamotten für 1€ bekommt und einmal im Hauz khas, einem ziemlich teuren aber doch irgendwie Alternativen Viertel Delhis. Und beim Akshardham Palast, der noch eindrucksvoller war als das Taj Mahal.
Delhi ist eine schöne Großstadt!

Am 16. sind Lorena und ich dann früh morgens weiter nach Uttarakhand, Himalaya, während Lene zurück nach Bangalore geflogen ist zum arbeiten.
Younus besuchen! Wir sind erst nach Haldwani mit dem Zug, 6 Stunden, und dann von dort nochmal 5 Stunden mit dem Bus durch das Gebirge bis wir in Reetha ankamen, dem Ort, an dem Younus uns erwartete und uns eine Gastfamilie für die 4 Nächte besorgt hatte. 15 Minuten musste man einen Bergpfad entlanglaufen bis man zu dem Häuschen der Gastfamilie kam, eine ganz andere Welt. Nicht nur die kleine Familie war da sondern noch Omas, Opas, andere Eltern mit ihren Kindern. es waren viele Konder dirt mit denen Lorena und ich gespielt haben. Es war Super schön und die Familie war wirklich die netteste und herzlichste die ich jemals getroffen habe! Wir teilten uns mit Hema, der Gastmutter, und ihrem Baby ein Bett. Nachts wurde es sogar so kalt, dass man froh war sich unter die dicke Decke kuscheln zu können. Sonst schwitzt man in Indien immer nur, dort fror man nachts manchmal, schönes Gefühl! Tagsüber zeigte Younus uns ein paar Bergdörfer / -städte und an einem Tag waren wir bei einem Wasserfall wo wir schwimmen gehen konnten, einem sehr abgelegenen. Das Wasser war eiskalt, wann wurden das letzte mal meine Lippen blau? Ewig ist es her! Dort war es so.
Die Tage vergingen viel zu schnell, die Familie und die Kinder wuchsen uns ans Herz und schon mussten wir abreisen. Am 20., ab nach Rajasthan.

Rajasthan, der Ort der Turbane, der verschleierten Frauengesichter, der Gesänge und der Kamele.
Wir kamen früh morgens in Jaipur, der pinken Stadt. Leider waren die Gebäude eher sandfarben anstatt pink aber naja.. wir blieben dort einen Tag, aber keine Nacht, wir sahen uns Paläste an und abends ging es weiter nach Jaisalmer, der goldenen Stadt, wo wir eine Kamelsafari machten und die Nacht in der Wüste übernachteten. 22.-23. Das war ein Erlebnis! Wir bekamen "Wüstenessen", also über einem kleinen Feuer zubereitetes Chapati (Brot), Reis und Gemüse, scharf aber lecker! Nach einer Zeit wurde es etwas stürmig, wir legten uns hinter einen großen Busch der uns vor dem vielen Sand zumindest etwas schützte. Trotzdem war am nächsten Tag überall Sand! War aber richtig cool mit dem Sternenhimmel, sowas sieht man nicht alle Tage..
In der nächsten Nacht ging es dann wieder weiter, die vierte Nacht in Folge, in der wir in keinem Hotel geschlafen haben. Zug, Zug, Wüste, Zug. Die Nacht danach im Hotelbett, in Jodhpur (24.-25.), war ein Traum! So gut hatten wir ewig nicht geschlafen. Jodhpur, die blaue Stadt, blaue Gebäude, stimmte sogar größtenteils! Wir gingen auf den Markt, ließen uns die schlechteste Fussmassage aller Zeiten geben und genossen die Ruhe und die Zeit, die wir hatten. Sahen uns das Fort an. Der letzte Tag mit Lorena! Seit gestern bin ich alleine unterwegs für ein paar Tage, gestern fuhr ich nach Pushkar, wo ich gerade in einem schönen Hotelzimmer liege. Ich werde auf dem Markt herumlaufen und mich an den See setzen. Heiß wird es eh, aber meistens merkt man schon gar nicht mehr wenn man schwitzt. Heute Abend geht es aber weiter nach Udaipur, die letzte Stadt in Rajasthan.

Ich melde mich bald wieder!

Montag, 12. Mai 2014

Reise Teil 1

So, kleiner Zwischenbericht.
Also am 1. Mai ging morgens mein Flug auf die Andamanen. Mit winzig kleinen Problemen wie das Nichterhalten meiner Tickets für die Anschlussflüge, dem Verlorengehen meines IPods (wo im Übrigen alle meine E-Tickets gespeichert waren) und dem nicht-in-den-Flughafen-gelassen-werden. Aber sonst war alles reibungslos! 
Nein, ich bin ja jetzt schon etwas erwachsener geworden und am Ende hat alles perfekt funktioniert und meinen IPod habe ich auch wieder, die blöde Frau am Check-In Counter hat ihn erst beim dritten mal fragen auf einmal vor sich auf dem Pult liegen sehen. Naja, ist ja alles gut gegangen!
Die Andamanen waren ein Traum, so wie die bearbeiteten Bilder von Strand und Meer in Urlaubsmagazinen aussehen. Weißer Sandstrand, Palmen, türkisenes Meer und nachts der schönste Sternenhimmel den ich jemals gesehen habe! Und die coolsten fünf Mitreisenden natürlich. Die Woche ging auch viel zu schnell um und schon mussten wir die Andamanen wieder verlassen. Noch schnell eine Pizza und Tiramisu im B3 mussten wir allerdings als Abschiedsessen noch zu uns nehmen, rischtisch jut!
Wir flogen also von Port Blair nach Kolkata. Kolkata habe ich vorher nicht viel Gutes von gehört, ich kann auch verstehen wieso. Also ich persönlich fand es eigentlich echt ganz schön dort, die Stadt ist halt schon recht modern und, keine Ahnung wieso, manchmal haben mich einige Strassen dort an Paris erinnert. Klingt komisch, war es auch. In Kolkata war es mehr das Gefühl, welches man dort hatte, nicht das Aussehen der Stadt selbst, was sie so schön gemacht hat, denn man wurde nicht angestarrt und alles wirkte irgendwie etwas vertraut. Angenehm! Eine Nacht blieben wir in Kolkata (7.-8. Mai), danach ging es weiter nach Varanasi, im Sleeper-Zug. 
Wir kamen dann morgens an, Lene, Lorena und ich, und wir trafen dann Malte in einem Hotel. Wir haben so nette Leute dort kennengelernt, alle waren freundlich und wollten uns helfen, nicht auf aufdringliche Art und Weise, sondern einfach, weil sie uns schöne Dinge zeigen wollten. Auch waren die Verkäufer sehr ehrlich mit den Preisen, wogegen man

Reise Teil 2


an in anderen Städten gut auf ein Drittel des gewollten Preisen herunter handeln kann und somit den wahren Preis bezahlt. Varanasi war ein riesen Kontrast zu Kolkata, Varanasi ist klein, hat sehr viele kleine verwinkelte Straßen (oder eher schmale Wege) und ist nicht wirklich modern. Am 10. sind wir morgens um 4:50 Uhr aufgestanden um um 5:30 Uhr eine Bootstour über den Ganges zu machen. Wir sahen Leichenverbrennungen, ein paar Meter weiter Fluss abwärts wuschen ein paar Inder ihr Kleidung, wiederum ein paar Meter weiter badeten einige oder gingen einfach aus Spaß schwimmen.  Der Ganges wird vielseitig genutzt! Heilig und wichtig für das alltägliche Leben der Bewohner dort.
Am 10. ging es abends dann weiter nach Agra, zum Taj Mahal, und natürlich auch ins Taj Mahal. Von außen ist es so unglaublich schön, weißer Marmor, viele Details. Von innen war es nicht so spektakulär, aber schon unglaublich im Taj Mahal gewesen zu sein. Auch wenn es auch nur ein Gebäude ist, wenn man es von dieser Seite betrachtet. Naja in Agra waren wir nur den Tag über und sind dann weiter, mehr als das Taj Mahal gab es dort nicht zu sehen, wir sind dann also Richtung Kajuraho, der Stadt mit den vielen Kamasutratempeln, und haben die Nacht über einen Zwischenstopp in Jhansi eingelegt, es wurde alles etwas spät. Naja, seit heute Morgen sind wir also in Kajuraho, nach einer sehr anstrengenden Busfahrt bei 40 grad und zu vielen Leuten, die sich in den Bus gequetscht hatten. Hier ist es auch sehr schön, auch wenn wir echt Probleme hatten hier wieder mit Bus oder Zug halbwegs komfortabel wieder weg zu kommen, entweder gab es keine Verbindungen bzw nur sehr wenige oder alles war schon voll. Naja, wir haben jetzt etwas gefunden, morgen früh um 10 Uhr, ubd morgen verlässt Malte uns, sodass Lene, Lorena und ich alleine weiter nach Delhi fahren. 

Die Reise ist bisher wirklich anstrengend, bei einer solchen Hitze, so vielen Eindrücken (da sich von Stadt zu Stadt alles verändert in Indien, nichts ist ähnlich) und einer Menge Schlafmangel. Aber ich genieße es mehr von Indien zu sehen und zu reisen. Ein Monat ist nur echt zu kurz für Indien, wir hetzen von Stadt zu Stadt. Aber ist ja nur ein Monat!

Das ist jetzt nur ein kleiner Bericht für einen groben Überblick für euch, Bilder Laden kann ich nicht während der Reise, ihr müsst euch also gedulden, bis ich wieder in Mysore bin.

Montag, 28. April 2014

Beautiful Gate

Projekt Schule streichen: Check!
Eigentlich war es mehr ein Sommercamp für behinderte Kinder und Kinder aus Waisenheimen, aber die Schule musste auch verschönert werden und das habe ich mir dann zu Herzen genommen. Und ich bin heute fertig geworden! Zum Glück, denn übermorgen beginnt meine große Reise durch Indien. Seit dem 1. April sind wir in diesem Projekt und übermorgen ist mein letzter Tag dort. Nach der Reise werde ich wieder in meiner eigentlichen Schule arbeiten, Sneha kiran.

Hier übrigens meine Reiseroute:
Andamanen - Kalkutta - Varanasi - Agra - Delhi - Himalaya - Jaipur - Jaisalmer - Jodhpur - Pushkar - Udaipur - Mumbai.

Ich kann leider zur Zeit keine Fotos von dem schönen Projekt hochladen, ich habe ein paar Probleme mit dem Computer, vielleicht versuche ich es aber morgen nochmal. Ansonsten müsst ihr halt warten, bis ich zurück bin!
Hier auf jeden Fall die Internetseite meines einmonatigen Zwischenprojekts: http://www.bgssindia.org/

Ich schreibe während meiner Reise immer mal wieder kurze Zwischenberichte!
Bis bald also, vermisst mich nicht zu sehr!

Sonntag, 20. April 2014

"India has not much, but a lot of feeling"

Chennai-Mahabalipuram-Pondicherry-Auroville-Bangalore

5 Städte in 4 Tagen!
Stress? Nein! Es waren richtig entspannte Tage! Donnerstag waren Wahlen in Indien, deswegen hatten wir frei, und Freitag war irgendein nationaler Feiertag, weswegen wir also insgesamt vier Tage frei hatten! Ursprünglich wollten Jan und ich direkt nach Pondicherry und dort vier Tage verbringen, doch da alle Busse und Züge voll waren, entschieden wir uns zuerst nach Chennai (alt: Madras) zu fahren. Ist ja nicht weit von dort nach Pondicherry!
Wir fuhren Mittwoch über Nacht und kamen Donnerstag morgens um 6 Uhr in Chennai an. Nach dem Frühstück kam die große Frage auf: was sollen wir nun tun? Wir googleten ein bisschen und da wir nicht so viel Lust hatten auf Tempelbesichtigungen, entschieden wir uns zunächst einmal für den Krokodilpark außerhalb von Chennai, nahe Mahabalipuram. Mahabalipuram hatte meine amma mir eh empfohlen, wieso sollten wir also nicht einmal eine kleine Tour dorthin machen? Dazu kann ich nur sagen, es war der beste Tipp den sie uns geben konnte! Mahabalipuram ist eine sehr kleine Stadt, aber ziemlich schön. Überall konnte man Steinskulpturen sehen und kaufen, dafür war es anscheinend berühmt. Es gab sehr viele Tempel. Und den Buttter Ball!
Wir mieteten uns zunächst einen Scooter und fuhren zu dem Krokodilpark. Es war ganz nett dort, leider kamen wir nicht rechtzeitig zur Fütterung!


Danach wollten wir etwas Zeit am Strand verbringen, wir fuhren also willkürlich irgendwann von der Hauptstraße herunter und in eine der vielen kleinen Straßen richtung Strand. Wir waren in einem kleinen Dorf gelandet und als wir den Scooter parkten, sahen uns ein paar Fischermänner interessiert dabei zu und folgten uns mit ihren Blicken zum Strand (es war KEIN Badestrand, ich hatte nur die Füße im Wasser und hielt den Rest schön bedeckt). Nach kurzer Zeit kamen die ersten an und beäugten uns zunächst. Wir lächelten und wackelten leicht mit unseren Köpfen, worauf sie uns anstrahlten und das Kopfwackeln erwiederten. Und anstatt die typischen (und miittlerweile echt nervigen) Fragen über Familienstammbaum und Essen zu stellen, wollten sie nachdem wir unsere Herkunft preisgegeben hatten wissen, ob wir mit auf ihr Boot wollten. Bootsrennen, für 'nur' 1000 Rs.( = ca. 12 Euro)! Wir lehnten dankend ab und sie luden uns stattdessen ein ihnen beim Sortieren des Fischfangs zuzusehen. Leute vom Dorf hier sind so herzlich und freundlich, ganz einfache Menschen die glücklich mit dem sind, was ihnen von Gott gegeben wurde! Um es einmal indisch auszudrücken.
Wir fuhren nach einer Weile zurück und lernten einen Händler kennen, der ebenfalls Skulpturen verkaufte. Wir unterhielten uns lange mit ihm, tranken in seinem Laden mit ihm Chai (Tee) und dann lud er uns ein, am Abend in sein Haus zu kommen. Sein Zuhause bestand aus einem vielleicht 4x4 großem Zimmer, indem die Farbe an den Wänden abgeblättert war. Ein paar Bilder waren aufgehangen von verschieden Göttern zu denen er jeden Tag mehrmals betete und ein paar Bilder von verstorbenen Verwandten, für die er täglich betete. Abgesehen von einer dünnen Matratze auf dem Boden, einem Spülbecken mit ein paar Töpfen und Tellern darin und einer kleinen Bank mit Klamotten darauf war der Raum leer. Es gefiel mir, das sah auch unser Gastgeber.

"India has not much, but a lot of feeling. Germany has much, but not much feeling."

- Und damit hat er so recht!
"Herabkunft der Ganga"
 Die „Herabkunft der Ganga“ ist ein im 7. Jahrhundert entstandenes Flachrelief. Mit 12 Metern Höhe und 33 Metern Breite ist es eines der größten (vielleicht das größte) der Welt. Das Relief wird meist als Darstellung der Herabkunft der Göttin Ganga (den personifizierten Fluss Ganges) gedeutet. Nach der hinduistischen Mythologie ließ der König Bhagiratha den Ganges vom Himmel fließen, um die Seelen seiner Vorfahren zu reinigen. Aber die Dinge geschahen nicht wie geplant und der König bemerkte, dass der Fluss die ganze Erde überschwemmen würde. Daher tat er Buße mit dem Ziel, Hilfe von Shiva zu erhalten, um die zu erwartende Katastrophe abzuwenden. So stieg der Gott zur Erde hinab und bezwang den Ganges, indem er ihn durch sein Haar fließen ließ. Dieses Wunder lockte eine Menge Wesen an, die kamen, um es zu beobachten.
Der Spalt zwischen den beiden Felsen ist der berühmteste Teil des Flachreliefs; hier findet sich die Abbildung Shivas. (Wikipedia)

Butterball

Am nächsten Morgen fuhren wir nach Pondicherry und fanden eine richtig schöne Hütte direkt in der Nähe des Strandes. Erst einmal gingen wir Pizza essen, bei "Italian Pizzeria". Naja, wir wurden dann von ein paar Indern empfangen, als einzige Gäste. Als wir Pizza bestellten, fing eine Frau an Holz zu hacken - Feuerholz für den Steinofen. So frisch habe ich Pizza noch nie bekommen! King in the Castle!
Danach besuchten wir eine andere Freiwillige in ihrem Projekt nähe Auroville, einem Wald direkt bei Pondicherry. Ich war (oder besser gesagt ich bin) so begeistert von diesem Projekt! Es dauert ewig das zu beschreiben, ohne Worte, wen es interessiert kann es sich hier mal ansehen: www.sadhanaforest.org
Unsere Hütte in Pondicherry

Auf Stelzen und fast Mückenfrei !

Man merkte aber schon den Einfluss der Franzosen auf Pondicherry. Es gab viele kleine Cafés und Restaurants, in denen es teilweise sogar Croissants gab, es gab richtig guten Kaffee, die Straßen waren ordentlicher angebaut als in den Städten, die ich bisher hier in Indien gesehen habe und diese hatten auch alle (?) französische Namen... Okay, das hört sich jetzt nicht so französisch an was ich gerade aufgeschrieben habe, aber es hat einem so ein Gefühl gegeben, es hatte einen gewissen Flair den man schwer nur beschreiben kann. Französisch halt! Muss man wahrscheinlich selbst mal gesehen haben. Das war schon ganz interessant, und lecker, aber ich hatte mir Pondicherry noch ein kleines bisschen schöner vorgestellt. Es war schön, keine Frage, aber nachdem es immer so hoch gelobt wurde von allen die davon erzählten, war es vor allem bei der Anknft etwas enttäuschend. Nach und nach wurde es jedoch immer schöner, wir liefen stundenlang durch die Straßen bei dieser Hitze, in der man beim Stehen schon anfängt zu schwitzen als stünde man gerade in einer Sauna. Wieso also nicht noch ein bisschen herum laufen? Ist doch eh schon alles nass!
siehe den Straßennamen!
Samstag Abend mussten wir dann schon wieder den Bus nehmen, denn da keiner direkt nach Mysore ging, wären wir Montag nicht pünktlich zur Arbeit gekommen wären wir Sonntag Abend erst gefahren. Schade! Aber so konnten wir Sonntag früh um halb acht die ganze Bangalore Party-Truppe aus dem Schlaf klopfen und uns noch mit zu ihnen auf das Bett legen. Schönes Wochenende!

Und in zehn Tagen geht die große Reise auch endlich los!

Montag, 7. April 2014

The Ring

Goa - Palolem.
Ich wollte vorletztes Wochenende nochmal nach Goa, denn wir hatten drei Tage um das Wochenende herum frei. Warum also nicht an den Strand, für fünf Tage?
Ich wollte außerdem Malte und Lina nochmal sehen, bevor beide für einen Monat verreisen und danach ich selbst meinen Reisemonat antrete. Zudem waren noch Freunde von den beiden gekommen, die ich auch kennenlernen bzw. wiedersehen wollte. Wann trifft man sich denn schon mal in Indien?! Leider konnten die vier erst Sonntags kommen, da sie vorher noch nach Hampi wollten, ich bin also schon mal alleine vor gefahren. Nur leider gab es keinen Platz mehr in einem Direktbus nach Goa, deshalb bin ich erst einmal nach Gokarna (nord-westlich von Karnataka) und von dort musste ich noch vier verschiedene Busse nehmen bis ich endlich nach stundenlanger Fahrt in Palolem ankam. Aber ich hatte es geschafft! Meine erste Reise alleine!
Die ersten zwei Tage war ich also alleine, die letzten beiden mit den anderen. Es war richtig schön! Und wir haben wieder scooter gemietet, ich liebe scooter fahren! Die Tage vergingen viel zu schnell, kam vorstellbar nach vier Tagen Traumstrand wieder arbeiten zu müssen! Aber ich will mich ja nicht beschweren... Während die anderen also noch länger bleiben konnten, musste ich Montag Abend schon wieder zurück nach Mysore. Malte hatte mich zu der Bushaltestelle gebracht, wo mein Reisenbus kommen sollte, und hat eine Stunde mit mir gewartet. Der Bus kam zu spät. Um acht musste er nur wieder zurück, weil wir den Scooter nur bis um diese Uhrzeit mieten konnten. Ich wartete alleine.
Zum Glück lernte ich in dieser Zeit einen Inder kennen, der für mich im Reisebüro anrief und heraufand, dass mein Bus storniert worden war und ein Ersatzbus unterwegs war. Auch er wartete auf seinen Bus und kurze Zeit später erfuhr er, dass seiner ebenfalls storniert worden war. Wir warteten also auf den selben Ersatzbus. Wiederum eine Stunde später rief er wieder im Büro an und,wer hätte das gedacht, der Ersatzbus war gestrichen worden! Wir warteten also auf den zweiten Ersatzbus, der auch zum Glück bald kam. Alleine wäre ich wahrscheinlich verzweifelt!

Letztes Wochenende.
Ich fahre nach Bangalore, es ist wieder einmal Zeit feiern zu gehen!
Ich steige in den Zug, Musik ein, Kopf aus. Ich sitze nicht auf einer der Bänke, ich setze mich an die offene Türe, einen Fuß drinnen, einen draußen auf die Stufe gestellt. Ich bn in Gedanken, umgeben von der Musik, die aus meinen Kopfhörern dringt. Es ist wie Filmmusik, sie unterstreicht die Eindrücke meiner Umgebung. Die Landschaft zieht an mir vorüber, wenn man so an der Tür sitzt, hat man das Gefühl, man ist mittendrin. Die Kühe laufen auf den Straßen, fressen von den großen Müllhaufen die überall herumliegen, Ochse ziehen Karren mit Männern in Lungis darauf. Dann Landschaft, Feldarbeiter, Flüsse. Der Fahrtwind ist angenehm.
Wir fahren über eine Brücke, der Boden verschwindet unter mir. Ich sitze nur Zentimeter von dem Abgrund entfernt. Ich Blicke herab zu dem zehn Meter unter mir her strömenden Fluss. Ich fliege!
Nach drei Stunden komme ich an, ich laufe von der Bahnstation zu den Bussen, ein fünf-Minuten-Weg. 'You want rikshah?' - No. 'Rikshah, madam?' - No. 'Here, rikshah, good price!' - No.
Ich drücke mich an den aufdringlichen Fahrern vorbei und gehe mit starr nach vorne gerichteten Blick zum Bus, ich will nicht noch zehn Mal gefragt werden.
Ich treffe die anderen im Café Matteo, viele sind gerade auf Reisen, wir sind erst zu zweit, m unsere eigene gemeinsame Reise zu planen. Später treffen wir die anderen. Erst gehen wir zum Barbecue, auf das wir eingeladen sind. Es ist schön! Ich treffe zufällig die Gruppe, die bei mir im Bus von Goa nach Bangalore war, letzte Woche. Zuerst erkenne ich das Mädchen, welches neben mir im Bus war. Wie klein die Welt doch ist! Und es waren noch nicht mal viele Leute eingeladen zum Grillen. Wir fahren mit Autos zur Party. Ich allerdings sitze hinten auf einem Motorrad. Rechts, links, rrechts zwischen den Autoss durch, jede kleine Lücke wird gesehen und genutzt. Die Geschwindigkeit lässt meinen Adrenalinspiegel steigen. Nur Zentimeter trennen uns von heiklen Situationen.
Electro und Dubstep, wir tanzen und trinken. Ich verliere einen meiner Ringe. Wo ist mein Ring? Ich gehe ihn suchen. Vergeblich. Wir fahren zur After-Party in einen anderen Club. Auf dem Weg nach unten, zu den Autos, bleibt der Aufzug stecken. Wir werden vom Sicherheitspersonal evekuiert, einer nach dem anderen klettert aus dem überfüllten Aufzug. Meine Schuhe gehen kaputt, meine letzten, ich gehe barfuß. Wo ist mein Ring!?? Wir quetschen uns in die Autos. Der Club heißt Glassy, ich trete in eine Scherbe, und ziehe sie wieder raus. Die After-Party ist richtig gut! Nach Stunden werden wir nach Hause gebracht, in unser Hotel. Es wird hell. Zu viert kuscheln wir uns in das Doppelbett. Es ist 06:30 Uhr. Mein Ring ist weg!

Montag, 24. März 2014

Hampi reloaded

Und wieder habe ich ein erfolgreiches Reise-Wochenende hinter mich gebracht!
Dieses mal waren wir nur zu zweit, Sophie und ich, in Hampi. Mein zweites Mal.

Es war echt schön, aber auch zum umfallen heiß! Wir waren auf der anderen Seite vom Fluss und haben ein Hotel gefunden mit dem allerschönsten Ausblick auf den See und die Ruinen auf der anderen Seite, wenn man in dem ziemlich gemütlich-leckeren Restaurant gesessen hat.
Am Samstag kamen wir früh an und haben einen Scooter gemietet um eine kleine Tempel-Rundfahrt zu machen. Wir haben dann einen günstiger Scooter Verleih gefunden, und wer hätte das gedacht? Wir mussten schieben, als es etwas Bergauf ging. Und Leute, bei der Hitze da und in der vollen Sonne einen Roller den Berg hoch zu schieben macht wirklich keinen Spaß! In der Sonne waren es circa 45 Grad, gefühlte 200! Irgendwie war es aber doch ganz witzig, wir hatten unseren Spaß, und wir waren sogar echt traurig als wir ihn wieder abgeben mussten. Dann waren wir noch Elefanten streicheln und lagen abends nach dem Abendessen noch lange Zeit in der Hängematte vor den Zimmern.

Sonntag wollten wir eigentlich früh raus, leider haben wir etwas verschlafen, weswegen wir unser Frühstück einfach etwas ausdehnten bis 11 Uhr, was ziemlich dumm war, so gesehen. Von 11-16 Uhr war es wirklich fast unerträglich heiß! Aber weil wir ja hart im nehmen sind, haben wir uns munter in der Mittagssonne auf den Weg zu den Wasserfällen gemacht, allerdings in einer Rikshah. Nunja, "Wasserfälle".. Wir mussten am Ende noch ein Stück laufen, um zu dem ach so großen Wasserfall zu kommen und obwohl die Inder uns noch warnten, der Weg sei schwierig zu finden, lehnten wir Hilfe ab. Ab ins Abenteuer! Nach drei Minuten hatten wir uns verlaufen und waren froh, dass der Guide uns doch noch gefolgt war. Der Weg war echt schwer zu finden. Nach 20 Minuten waren wir dort. Es gab jedoch keinen richtigen Wasserfall, es war etwas enttäuschend, auch wenn es schon ganz schön war!
Wir hatten uns den Weg super gut eingeprägt, also schickten wir den Guide wieder zurück und behaupteten, wir würden es schon schaffen. Naach einer Stunde machten wir uns auf den Rückweg und drei Mal dürft ihr raten... Richtig!! Wir verliefen uns.
Aber nicht so schlimm, wir fragten einen anderen Guide der uns den guten Tipp gab: "einfach immer geradeaus laufen."
Okay, das taten wir. Durch Flüsse, Matsch und Gebüsche liefen wir zurück und fanden tatsächlich den richtigen Weg. Mensch, ist mein Orientierungssinn in Indien gut geworden! Wir hatten allerdings die Hitze unterschätzt, wir mussten von Stein zu Stein springen und durch Sand laufen bevor wir den Bananenbaum-Wald erreichten, es gab keinen Schatten bis dorthin und unser Wasser war schon lange leer. Trotzdem schafften wir es und eigentlich war es wirklich ein schöner Ausflug!
Abends mussten wir wieder zurück.

Mittwoch, 19. März 2014

Holi in / und Indien

Montag war Holi !

Bedeutung:
Es war einmal ein König, der sich wie ein Gott fühlte und der von seinem Volk verlangte auch als jener anerkannt zu werden. Sein Problem war allerdings sein Sohn Prahlada, der ihm keine göttliche Ehre erweisen wollte, so wie er es sich erhofft hatte, denn sein Sohn verehre ausschließlich Gott Vishnu.
Als der König merkte, dass er seinen Sohn nicht überzeugen konnte, versuchte er ihn zu töten, doch Prahlada wurde jedes Mal von Vishnu gerettet.
Der König überlegte sich eine List. Seine Schwester besaß einen Schutz gegen alle Gefahren und solange sie diesen Schutz für gute Taten einsetzte, konnte sie nicht sterben. So war sie natürlich auch vor Feuer geschützt und der König bat sie, mit Prahlada auf dem Schoß ins Feuer zu springen und ihn somit zu töten. Da weder der König, noch seine Schwester, wussten, dass der Schutz nur bedingt war, willigte sie ein und verbrannte selbst, während Prahlada durch Vishnus Schutz überlebte.
...Danach feiern die Menschen als Erinnerung an die Vernichtung der Dämonin das Fest Holi.

Renato, Sophie, ich, Sarah, Jan
Im Süden wird Holi nicht so sehr gefeiert wie im Norden, daher waren wir nur circa fünf Freiwillige in Mysore, die sich mit Farben auf dem Markt abgeschmissen und passierende Inder und Inderinnen genervt oder nervös gemacht haben wenn wir so taten, als würden wir sie abschmeißen. Sozial und asozial, es muss immer ein Ausgleich bestehen!
Wir hatten auf  jeden Fall eine Menge Spaß, wobei ich sagen muss, dass ich die Farben nach drei mal duschen immer noch nicht ganz los geworden bin. Meine Klamotten traue ich mich gar nicht zu waschen, das dauert bestimmt Stunden alles zu schrubben und einige Waschgänge bis tatsächlich alles herausgewaschen ist! Wenn das überhaupt geht.


Und liebe Leute, 2/3 der Zeit hier sind schon vorbei! In 4 Monaten und 4 Tagen gehts schon zurück! Ich bin schon über 7 Monate hier, ist das zu glauben?!
Einerseits freue ich mich schon, denn weil man sich gerade in Indien, als momentanes Heimatland, eingewöhnt hat und einen so langsam echt nicht mehr überraschen oder schocken kann, möchte man doch auch mal so behandelt werden als wäre man hier Zuhause. Man kennt die Preise, die kürzesten Strecken, ein wenig die Sprache. Aber was machen die Indier? Klar, wir weißen sind ja alle touristen und alle reich! Man wird also beschissen (Verzeihung) was die Preise angeht, die Auto-Rikshah Fahrer nehmen die längsten Strecken wenn man nach Metern bezahlen möchte und selbst wenn man seine paar Sätze in Kannada raushaut und erklärt, dass man hier lebt und nicht nur Tourist ist, so wird man doch trotzdem nicht für voll genommen. Langsam ist das schon frustrierend! Genauso, dass man als Frau nach 20/21 Uhr nicht mehr raus kann, weil man sonst von betrunkenen Männergruppen angemacht wird. Ich möchte wieder mehr Freiheiten und Anonymität in den Straßen! Oder ein Mann sein.
Andererseits weiß ich genau, so sehr ich auch zwiscchendurch nach Hause nach Deutschland möchte, so werde ich Indien richtig vermissen. Die Natur, das chaotische Verkehrssystem (wenn es überhaupt ein System hinter dem ganzen Chaos gibt), die Rikshahs, die "Einfachheit" und Gelassenheit der Inder, die Reisebusse (Sleeper, mit Betten!), die offenen Fenster und Türen während der Bus fährt... das klingt alles etwas banal, aber gerade diese Kleinigkeiten machen in gewisser Weise viel aus.

Naja, die Zeit wird sowieso jetzt sehr schnell vorbei gehen.
Jetzt arbeite ich noch in der Schule Sneha Kiran und ab dem 1. April in einem anderen Projekt, wo wir in der ersten Woche erst die Schule streichen müssen und die restliche Zeit bis zum 30. April in einem Sommercamp für behinderte Kinder arbeiten. Dann reise ich einen Monat, und danach sind es auch nur noch anderthalb Monate bis ich wieder da bin. So nah und doch so fern! Aber blutet nicht vor Sehnsuchtsschmerzen, ihr werdet euer Eisen noch für andere Dinge brauchen und ich bin ja bald wieder da!

xoxo
Gossen-girl

Dienstag, 4. März 2014

Voll auf Goa!

Mädelswochenende in Goa!
Diesmal etwas weiter im Norden, einem Ort namens Anjuna. Diesmal waren es nur Lina, Sarah, Sophie und ich. Und Jan, aber den Zähl ich jetzt mal nicht mit sonst wäre es ja kein Mädelswochenende mehr!
Donnerstag war Feiertag in Indien, ich habe keine Ahnung warum. Aber wir hatten frei! Und so kurz vor dem Wochenende kann man sich ja auch mal den Freitag freinehmen, was wir auch getan haben. Mittwoch Abend ging's dann los nach Goa! Den Tag über verbrachten wir natürlich immer am Strand, nachdem wir das beste Frühstück der Welt zu uns genommen hatten: Müsli mit Früchten und Joghurt, Ei in allen Variationen, Toast und vieles vieles mehr. Also nicht alles auf einmal, aber das gab es dort im Angebot! Nach ewigem indischen Frühstück ist das der Himmel auf Erden! Außerdem habe ich in diesem Urlaub die besten Spaghetti meines Lebens gegessen, unvorstellbar und doch unvergesslich !
Naja, jedenfalls haben wir immer recht spät gefrühstückt und früh zu Abend gegessen, sonst lagen wir am Strand oder haben mit den gemieteten Rollern Tagesausflüge zu anderen Stränden gemacht. Schön und entspannt. Abends nach dem Essen haben wir uns dann fertig gemacht zum Ausgehen. Zwei Freunde von Lina und Sarah waren zur selben Zeit auch dort, wir haben uns dann mit ihnen getroffen um etwas zu trinken und danach auszugehen. Einer wohnte dort und ist DJ, weswegen er uns alles zeigen konnte. Den ersten Abend waren wir nur bis 03:30 Uhr aus, die beiden danach bis halb 7. aber es war schön! Und die vier Tage waren viel zu schnell vorbei.
Samstag Abend, kurz nachdem wir das Ticket zurück gebucht hatten, bekam ich die Information, dass Jan und ich Montag nicht arbeiten müssen. Na toll, zu früh gebucht! Aber es war besser so, wir hatten den verrücktesten Busfahrer. In den ersten zwei Stunden hatte er schon geschafft sich zwei mal zu verfahren, dazu fuhr er die schmale Straße am Berg mit circa 60 Km/h entlang und es war auch noch dunkel. Ich dachte jeden Moment er verpasst einen Schlenker seiner Lenkrads und wir fahren den Berg herunter! Das Gepäck flog von den Ablagen über den Sitzen herab, sodass überall im Bus Schuhe, Gepäck und Wasserflaschen verteilt waren. Ohne Spaß, es war nicht mehr lustig. Keine Ahnung auf welchen Drogen dieser Typ war, auf Goa vielleicht?!
Wir kamen jedoch heil und auch nur 3 Stunden zu spät in Bangalore an. Zur Arbeit hätten wir es nicht mehr geschafft, also alles Schicksal!

Ich habe dann Montag noch Malte im Projekt besucht, junge junge, lebt der auf dem Land! Aber wenn man sich darauf einlässt ist es ein sehr schöner, idyllischer Ort.

Montag, 24. Februar 2014

Lehrerausflug

So, die Kakerlaken, Ameisen und Spinnen sind jetzt vernichtet!

Ein paar kleine Informationen.
Ich beginne mal damit, dass ich mich jetzt im Fitness-Studio angemeldet habe. Ich habe das Bankdrücken und die Hanteln so vermisst. Nein, aber es wird langsam zu heiß in Indien um sich draußen zu viel zu bewegen, so kann ich zwischendurch auch mal joggen gehen in dem klimatisierten Gebäude, ein bisschen Bewegung muss manchmal sein! Außerdem habe ich ein Schwimmbad gefunden, ein Freibad, welches von 16 - 16.45 Uhr nur für Frauen zugänglich ist und es ist so ein schönes Gefühl in der heißen indischen Sonne im Pool zu sein, sei es auch nur für eine dreiviertel Stunde. Das gibt ein richtiges Heimatgefühl! Auch wenn man ein T-Shirt über den Bikini ziehen muss.

Ansonsten war letzten Samstag ein Lehrerausflug, an dem wir teilgenommen haben.
Wir sind früh morgens mit dem Schulbus losgefahren zu einem Berg (BR-hill oder so) und haben einen Tempel angesehen.

 Danach sind wir weiter zu einem Wasserfall (Bharachukki falls) und waren dort mit Klamotten baden. Es war so schön da, auch wenn die vielen Stufen nach oben auf dem Weg zurück nur gerade so zu schaffen waren bei 40 Grad, es war wie in einem kleinen geheimen Paradies.
Der Wasserfall ist hinter den Felsen versteckt

Wir haben dort auch ein paar Snacks gegessen und mussten echt aufpassen, dass die vielen Affen einen nicht angreifen um das Essen zu klauen, wir konnten nur versteckt unter verdeckter Hand das Essen bei uns haben, ansonsten kamen direkt ein oder zwei Affen auf uns zugesprungen, sie beobachteten uns sowieso die ganze Zeit schon. Wir fühlten uns wie Drogendieler die ihre Ware vor den Augen der Polizisten versteckt halten mussten! Oder so ähnlich.
Die Fahrt dauerte circa 10 Stunden insgesamt, wovon wir 3 Stunden an den jeweiligen Orten verbrachten und 7 Stunden im Bus. Ein richtig schöner, typisch indischer Ausflug!

Donnerstag, 13. Februar 2014

Halbjahresbericht für ICJA

Vor meinem Projekt in Mysore, Sneha Kiran, einer Schule für Behinderte, war ich in Bangalore, Advaith Foundation, in einem Kinderheim für Kinder aus armen Familien. Ich habe nach den Weihnachtsferien das Projekt gewechselt.

Bevor ich den Freiwilligendienst in Indien angetreten bin wurde in den Medien eine Menge von Vergewaltigungen berichtet, weswegen meine Freunde und Familie nicht besonders glücklich waren, dass ich mir Indien für mein Freiwilligenjahr ausgesucht hatte. Ich hatte damit gerechnet ständig aufpassen zu müssen, ich dachte es sei gefährlich. Auch habe ich damit gerechnet, in einem kleinen Dorf am Rande von Bangalore zu landen, weshalb ich auch die Hälfte meines Koffers mit Kultur- und Hygieneartikeln gefüllt hatte. Ich hatte mit Schmutz und Bakterien und vielen kleinen Krabbeltieren gerechnet. Darauf war ich vorbereitet. Mit tausend Impfungen, Mückenspray und -netz, Desinfektionsmitteln, Shampoo und Deo ging es dann los!
Als ich dann in Bangalore in meinem Projekt angekommen war, war es dann nicht ganz so. Der Campus war riesig, alles war modern, fast moderner als einige Kinderheime in Deutschland. Ich hatte quasi mein eigenes Apartment, welches ich erst nach drei Monaten mit einer anderen Freiwilligen teilen musste, die dann neu hinzu kam. Es war größer und auch sauberer als in meinem eigenen Zimmer in Deutschland, da jeden Tag Putzfrauen kamen und alle Zimmer säuberten. Das Projekt war zwar nicht zentral gelegen, jedoch konnte ich innerhalb von anderthalb Stunden die Innenstadt erreichen, die sehr groß und fortgeschritten war.
Ich merkte auch schnell, dass die Medien übertrieben hatten. Auf der Straße liefen zwar viele Männer herum die einen anstarrten, vermutlich wegen der Hautfarbe, und überall sah man Männergruppen herum stehen, die einen oft nicht nur anstarrten sondern auch auf Englisch ansprachen wenn man gerade auf ihrer Höhe an ihnen vorbei lief. Dinge wie „Hi, how are you?“ lernte man schnell zu ignorieren.

Meine Arbeit im Kinderheim bestand aus der täglichen Therapie von hyperaktiven Kindern (drei mal täglich), Hausaufgabenbetreuung, Vorschulunterricht (oft zwei mal täglich) und Englischunterricht für drei Kinder mit Lernproblemen am Abend. Zwischen den Stunden hatte ich meistens immer ein oder zwei Stunden Pause zum ausruhen. Gleich von Anfang an arbeitete ich auch Samstags, dafür sollte ich dann anstatt einem Monat ganze zwei Reisemonate bekommen.
Problematisch war für mich anfangs, dass ich in dem ersten Monat dort alleine war, beziehungsweise die einzige Freiwillige war. Normalerweise sind dort immer 2-4 Freiwillige auf einmal, doch kurz vor meiner Ankunft waren alle abgesprungen.
So ging ich nun alleine in diesen eingezäunten Campus und fühlte mich etwas verloren. Bei über hundert Kindern und mindestens fünfzig Betreuern ist das auch kein Wunder, vor allem wenn die meisten Betreuer kaum oder kein Englisch sprechen. Die Kinder und Lehrer hingegen konnten ausnahmslos alle Englisch.
Die ersten zwei oder drei Tage fielen mir wirklich schwer, doch schnell freundete ich mich mit ein, zwei Lehrerinnen an und auch die Kinderbetreuer nahmen mich herzlichst auf und auch wenn wir verschiedene Sprachen sprachen, so versuchten wir uns auf anderen Wegen zu verständigen. Von den Kindern brauche ich gar nicht zu reden, am ersten Tag hatten sie mich schon in Beschlag genommen.
Die Arbeit in dem Projekt war nicht ganz, was ich mir vorgestellt hatte. Ich musste zunächst einmal mit kleinen Kindern arbeiten, zwischen drei und fünf Jahren, das kannte ich noch nicht und auch wenn es anfangs hieß ich könne erst einmal beim Unterricht zugucken für ein paar Tage, so stand ich am ersten Tag meiner Arbeit vor neun kleinen lauten Kindern, die nicht auf mich hören wollten und die Aufpasserin, welche die Kinder ruhig halten sollte, hatte den Kopf auf den Tisch gelegt und schien vor sich hin zu dösen. Erst nach anderthalb Monaten schaffte ich es schließlich, die Kinder selbst zu kontrollieren und ruhig zu kriegen, das war eines meiner größten Erfolgserlebnisse dort!
Erst nach drei Monaten, das muss ich zugeben, machte mir die Arbeit mit den kleinen Kindern erst richtig Spaß.
In dem Gelände war neben dem Kinderheim auch die Schule, auf welche die Kinder tagtäglich von 9 – 15 Uhr gingen, währenddessen ich dann frei hatte. Von außen kamen auch jeden Morgen Schüler mit dem Schulbus angefahren um dort zur Schule (Samhita Academy) zu gehen.
Finanziert wurde die Schule und das Heim von eben diesen, denn die Kinder von außerhalb kamen aus eher wohlhabenderen Familien, die monatlich einen gewissen Betrag an die private Schule zahlen mussten. Ich habe mich einmal mit dem Vater eines Mädchens unterhalten, der mir erklärte, dass die Schule zwar etwas teurer war, verhältnismäßig, doch weil 20% des Einkommens an das Kinderheim gingen, bezahlte er gerne etwas mehr, zur Unterstützung. Außerdem gab der Gründer des Projekts auch viel Geld und Energie in das Projekt Advaith Foundation, weshalb es den Kindern an nichts zu fehlen schien. Sie bekamen Kleidung, Essen, Trinken, Ausbildung und eine Menge an Betreuung und Zuwendung, sie lernten Gitarre spielen von einem Lehrer, der einmal die Woche kam, es gab Yoga-Klassen dreimal die Woche morgens und am Wochenende Tanz- und Karate-Unterricht. Auf dem sehr großen Schulhof gab es einen Basketballplatz, Fußballtore und einen Platz zum Kricket spielen, drinnen Fernseher und Tischtennisplatten. Alles, was ein Kinderherz begehrt! Außer die Eltern, die fehlten den Kindern natürlich. Diese kamen einmal im Monat und an besondere Veranstaltungen vorbei, an Feiertagen konnten die Kinder auch nach Hause, wenn sie wollten.

Die Zusammenarbeit mit meinen Ansprechpartnern war sehr gut, wir verstanden uns bestens. In den ersten Monaten ging ich jeden Tag zu Sunithas Büro um Fragen zu stellen, Ideen auszutauschen oder einfach um mit ihr zu reden. Sie war sehr freundlich zu mir und ich denke, sie mochte mich.

Der Alltag hatte sich nach bereits zwei Wochen eingespielt. Ich lief von hier nach dort, von Klasse zu Klasse und mir kamen immer mehr Ideen, was ich in den jeweiligen Unterrichtsstunden mit den Kindern machen könnte und wie ich den Unterricht am besten aufbauen sollte. Ich übte viel Kannada, die Sprache die die Leute dort sprachen, und in Bruchstücken konnte ich mich bald verständigen. Nach drei oder vier Wochen fühlte ich mich schon als Teil der großen Familie dort und der erste Freiwillige kam.

Die gesamte Zeit merkte ich jedoch, dass es nicht das war, was ich mir erhofft hatte. Es war zu modern dort, ich kam kaum aus dem Gelände heraus wodurch ich auch nicht viel von Indien und der indischen Kultur mitbekam, so fühlte ich. Ich fühlte mich etwas eingeschlossen, denn das Gelände war umzäunt, man brauchte zwei vom Ansprechpartner unterschriebene Papiere um das Gelände verlassen zu können und die nächste Bushaltestelle war fünf Kilometer von dem Heim entfernt, weshalb man immer einen persönlichen Fahrer anrufen musste, damit er einen dorthin brachte und auch von der Haltestelle wieder zurück fuhr. Laufen durfte ich nicht, mir wurde gesagt, der Weg sei zu Fuß zu gefährlich, denn das Heim war am Ende einer unbewohnten und teils unbefestigten Straße, wo sich kaum Menschen aufhielten. Jede Fahrt kostete, weshalb sich kurze Ausflüge kaum lohnten.
Und auch wenn ich die Kinder schnell ins Herz geschlossen hatte, so fühlte ich, dass sie mich dort nicht wirklich brauchten. Ich wollte Kindern helfen, die nicht schon so viel hatten wie diese, ich wollte helfen, wo noch nicht genug Hilfe vorhanden war und wo es auch keine finanziellen Mittel gab um Lehrer oder Betreuer einzustellen wenn nötig. Diese Überlegung veranlasste mich schließlich auch dazu mein Projekt wechseln zu wollen.


Mein neues Projekt ist komplett anders im Vergleich zu meinem vorherigen.
Die Schule ist klein und es sind weniger Kinder da, circa 80, wenn alle da sind. Ich unterrichte alles, was von mir verlangt wird beziehungsweise wo ich gerade gebraucht werde, sei es Englisch, Mathe, Biologie oder Assistenz im Kannada-Unterricht. Die Anzahl der Schüler in den Klassen ist eher gering, vielleicht zwischen vier und zehn Kindern, sodass es mehr Möglichkeiten für Einzelunterricht gibt um die Kinder ihren Schwächen entsprechend fördern zu können.
Ab und zu helfe ich auch bei der Physiotherapie, in der ich den Kindern beim Laufen helfe oder versuche sie zu animieren, ihre schwächeren Körperteile in den Übungen mehr einzusetzen.

Bevor ich nach Indien gekommen bin, konnte ich mir kaum vorstellen in einer Schule als Lehrerin zu arbeiten und unter keinen Umständen konnte ich mir vorstellen mit Behinderten zu arbeiten. Als ich kurz vor meinem Projektwechsel erfuhr, dass ich nun in einer Schule für Behinderte arbeiten sollte, freute ich mich allerdings schon auf diese neue Erfahrung. Und es ist eine komplett neue Erfahrung, von der ich froh bin, sie gemacht haben zu dürfen.

Die Lehrerinnen dort sind sehr nett, jedoch sprechen sie überwiegend Kannada wenn sie sich unterhalten, obwohl alle genauso gut Englisch sprechen könnten. So wird die Konversation mit ihnen oftmals stark einschränkt. Ich fühle mich bisher nicht so integriert wie in meinem vorherigen Projekt, vielleicht dauert es hier aber auch nur etwas länger. Ich bin gespannt!
Auch meine Wohnsituation ist nicht vergleichbar. Ich bin nun in einer Gastfamilie bei einem älteren Ehepaar. Ich helfe in der Küche beim Kochen und mache meistens den Abwasch. Das Haus ist klein, aber gemütlich, ich habe mein eigenes Zimmer mit Dachterrasse.
Langsam habe ich mich an die Aufgaben gewöhnt und ich kann meine Gasteltern besser einschätzen, was ihnen recht ist und was nicht. Wir kommen sehr gut miteinander aus, auch wenn wir uns in letzter Zeit kaum sehen, da beide im Moment sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt sind und ich viel in Mysore unterwegs bin.

Viel mehr kann ich noch nicht zu meinem jetzigen Leben sagen, ich bin vor gerade einmal einem Monat angekommen. Doch wobei ich mir bereits sicher bin ist, dass meine Hilfe dort gebraucht wird.



Ich denke, die Vorbereitung in Deutschland hat mir in sofern etwas gebracht, dass man sich mit einigen Themen, Rassismus beispielsweise, noch einmal auseinander gesetzt hat. Natürlich wusste man schon alles im Vorhinein, oder zumindest war einem das Meiste was besprochen wurde klar, doch man denkt nicht oft genauer darüber nach, eher unterbewusst.
Ansonsten war es eher so, dass ich mich alleine zurecht finden musste, in keinem Moment habe ich an die Vorbereitung in Deutschland oder eines dieser Themen gedacht. Praxis ist doch anders als Theorie.
Ich habe gerade bewusst das Thema Rassismus erwähnt, denn auch wenn man weiß, dass es existiert und dass man selbst zum Ausländer wird im Ausland, so hatte ich mir nicht viel dabei gedacht. Rassismus an eigenem Leib zu erfahren ist dann doch wieder anders. Man wird angestarrt auf der Straße, angesprochen, es gibt Eintrittspreise für Inder und viel teurere für Touristen, man wird als reich abgestempelt wegen der Hautfarbe, weshalb Händler oft das Dreifache verlangen usw. Das unangenehmste ist jedoch das Anstarren, ich habe mich bis heute kaum daran gewöhnt, in manchen Situationen zumindest.
Natürlich kann es auch genau anders herum sein, dass Leute einen bevorzugt behandeln, gerade weil man aus dem Westen kommt, doch wenn man in einem Land lebt will man nach einer gewissen Zeit so behandelt werden als wäre man einheimisch. Oftmals vergesse ich, dass ich anders aussehe als die ganzen Leute um mich herum und wenn ich Leute aus anderen Ländern sehe sind sie jedes Mal eine Erscheinung für mich, besonders wenn sie kurze, knappe Kleidung tragen ist es für mich sehr merkwürdig. Dann erinnere ich mich jedoch daran, dass ich selbst auch anders aussehe als die indischen Menschen und ich merke, dass ich niemals als eine der ihren angenommen werden kann ohne zuerst als Ausländer erkannt zu werden.
Dementsprechend vermisse ich zwischendurch die europäischen Länder, in denen man auch anonym durch die Straßen laufen kann ohne direkt von mehreren Seiten so angestarrt zu werden als käme man von einem anderen Planeten.

Dienstag, 11. Februar 2014

Kleine Tier-Anekdote


Bei mir im Zimmer lebt jetzt eine Kakerlaken-Familie.
Ja, ich weiß, viele von euch denken jetzt bestimmt "ooooooh, wie süüüüß"! Aber nein, diese Familie ist ganz und gar nicht süß! Die einzelnen Mitglieder sind dicker und größer als die Familien bei "Mitten im Leben" und von der Anzahl her übersteigen sie diese auch um Längen!
Ich bin ja echt nicht (mehr) so pingelich. Vereinzelte Kakerlaken, auch jene die größer sind als mein Daumen, okay. Ameisenstraßen quer durch mein Zimmer, okay. Sogar Spinnen und Spinnennetze sind mittlerweile okay und mit den Mücken bin ich sowieso schon richtig dicke geworden.
Aber mit einer ganzen Familie in einem Zimmer leben? Ayo, das ist zu viel.
Meine Amma hat mir heute Morgen ein Pulver gegeben, welches die Kakerlaken töten soll. In zwei Stunden bin ich Zuhause, mal sehen, ob es funktioniert hat.

Müde stolpere ich die dunklen engen Treppen zu meinem Zimmer herauf, das Licht dort wurde noch immer nicht repariert und das wird es wahrscheinlich in den Monaten bis zu meiner Abreise auch nicht. Aber was solls, ich kenne die Anzahl der beiden Treppenabsätze genau und sobald ich im Zimmer bin, kenne ich die Anzahl der Schritte und auch die Richtung in die ich gehen muss, um den Lichtschalter zu erreichen, genauso wie ich weiß, wo und wie weit ich mich über das Bett lehnen muss um den Schalter beim ersten Schlag gegen die Wand zu treffen.
Das Licht flackert einige Male, bis es schließlich gänzlich aufleuchtet. Ich drehe mich mit dem Gesicht gen Zimmer und da sehe ich sie: die Kakerlake! Die riesige Kakerlake, die ich bereits vor Wochen töten wollte, doch sie war mir jedes mal entwischt. 
Ich schleiche mich an ihr vorbei zum Waschbecken, um die große Box zu holen, die direkt daneben steht. Ich greife danach. Die Kakerlake wittert, dass etwas nicht stimmt, bewegt sich aber nicht. Auf Zehenspitzen komme ich näher und näher, die Box über meinem Kopf hoch erhoben, bereit zu töten...
BUUUUM!!!
Die box schnellt nieder auf die Kakerlake, die gerade los laufen wollte und sie ist augenblicklich tot, das kann ich an dem gesunden "Knack"-Geräusch hören und an der Matche, die aus dem toten Insekt hervortritt. Endlich! Wer hat jetzt wen besiegt, heh?! 
Glücklich putze ich den Boden der Box sauber, werfe die Kakerlake in eine Plasiktüte gewickelt in meine kleine Mülltüte und putze mir die Zähne bevor ich mich ins Bett lege. Sehr bald war ich eingeschlafen.

Mitten in der Nacht wache ich plötzlich auf. Ein Rascheln. Kommt es von draußen? Ich höre genauer hin. Nein. Jemand ist in meinem Zimmer. Oder etwas.
Ich schalte das Licht an und warte, bis das gewohnte Flackern aufhört.
Ein Deja-vu: in der Mitte meines Zimmers sitzt eine riesige Kakerlake. Von Müdigkeit getränkt überlege ich kurz, sie einfach in Frieden bei mir leben zu lassen, bis ich bemerke, dass das Rascheln ja nicht von ihr kommen kann, da sie ja nur still in der Mitte des Raumes sitzt. Es kommt von meinem Schrank. Wütend steige ich unter mienem Mückennetz heraus aus dem Bett, töte kurz die Kakerlake und öffne meine Schranktür.
Zwischen meinen Schuhen und Taschen sitzen vier ebenso große Kakerlaken und bleiben wie angewurzelt stehen, als hätte ich sie gerade bei einer Straftat erwischt. Ich starre sie an, sie scheinen zurück zu starren. Von dem vorherigen Mord bereits Blut geleckt bricht mein Blutrausch nun vollends aus. Ich nehme einen meiner Schuhe aus dem Schrank und schlage drauf los. Die Kakerlaken rennen um ihr leben und verstecken sich in den dunklen Ecken des Schranks, wo ich sie mit einer Ladung Ameisen-Spray wieder hervorjage. Eins! Zwei! Drei! Vier! Es dauert nicht lange.
Müde sammele ich die vier Leichname mit einer Tüte auf und werfe sie weg in den Müll. Die Jagd ist beendet, zumindest für heute Nacht.
Ich lasse mich in mein Bett fallen, stopfe das Mückennetz zurück unter die Matratze, schalte das Licht aus und schlafe augenblicklich ein.


Lustigerweise scheinen mich Tiere hier wirklich zu mögen.
Dieses Wochenende erst habe ich mir Freitag ein Hotel genommen, um nicht um 20 Uhr schon wieder zu Hause sein zu müssen, denn ich wollte noch mit ein paar Freunden etwas trinken gehen.
Ich fand ein Hotelzimmer für 200Rs., was circa 2,50 Euro ist. Es war ein großes Einzelzimmer mit Doppelbett und Einzelbett nebeneinander, etwas Schimmel an der Wand und Plumpsklo - was will man mehr? Ich nahm es an.
Ich schlief zwar nicht gut, doch am nächsten Tag hatte ich das entspannteste Frühstück in dem Freiwilligen-Stamm-Restaurant "Roof top" mit Kaffee, Veg-Toast und noch nicht zu heißer Sonne und schrieb meinen Halbjahresbericht für ICJA. Dann traf ich die anderen.
Nach und nach fing mein Körper an zu jucken und abends waren überall an meinem Körper kleine Rote Stiche zu sehen. Hunderte! Das, was ihr euch gerade vorstellt, ich meine die Anzahl der Stiche, verdoppelt ihr nochmal, dann kommt es ungefair hin, und in diesem Fall übertreibe ich echt nicht! Das waren keine Mückenstiche, bzw nicht nur. In der Nacht mussten hunderte von kleinen Bettwanzen auf mir herum gekrabbelt sein und mich gebissen oder gestochen haben. Bettwanzen oder ähnliches.
Wie auch immer, ich habe mich bis zum jetzigen Zeitpunkt vier mal gründlich gewaschen, und das garantiert gründlicher als ich es in den letzten paar Jahren getan habe und auch meine Kleidung werde ich für mindestens vier Tage draußen in der Sonne hängen lassen, nachdem ich auch diese so gut geschrubbt habe wie noch nie.
Ein paar Stiche sind noch da, aber sie sind schon fast alle weg. Anscheinend bin ich die Wanzen alle los. Ich fühle mich jedoch in letzter Zet wie ein Zoo: mein Körper, mein Zimmer... alles ein Heim für Tiere! Ach ja, seit vorgestern lebt auch noch ein kleiner Salamander bei mir habe ich gesehen, ist das nicht süß?? 
Ich denke, jetzt kann mich auf jeden Fall nichts mehr so schnell schocken, außer es bricht noch eine Spinnen-Epidemie in meinem kleinen Badezimmer aus, dann ist aber Schluss mit lustig!

Freitag, 7. Februar 2014

Bilder

Zuhause

Wenn man zur Tür reinkommt. Rechts zum Esszimmer & Küche, links die Treppen zu meinem Zimmer.

Mein Zimmer (rechts: Bad, geradeaus: Dachterasse, ich sitze grad auf meinem Bett)

Für alle, die es interessiert: Mein Klo ! <3

Meine Dachterasse (und das Haus gegenüber)


Kundapur
Biiiiaatch


Gokarna

Om-Beach morgens



Om-Beach

Paradise-Beach